Im Schatten des Einhorns

Moderator: Plexsus

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Araklia
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Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Araklia »

-Langsam tropfte es an meinen Armen hinunter. Es sickerte durch meine Kleidung, tränkte sie ein. Bis es mit einen leisen Tröpfel auf den Boden viel und zu meinen Füßen eine Pfütze bildete. Warm, klebrig und widerwärtig süßlich riechend stieg es mir in die Nase und entfachte erneut meine Abscheu gegenüber diesen Wesen. Es war kein Blut. Dämonen bluten nicht. Es war Dunkelheit.-

Larkam gähnte. In dieser Nacht konnte er schon wieder nicht richtig schlafen. Irgendetwas bedrückte ihn, doch er konnte es einfach nicht herausfinden. Müde strich sich der Mann mittleren Alters durch die aschgrauen Haare, stand auf und wusch sich. In einem alten verstaubten Spiegel betrachtete er eingehend sein Gesicht. Es war faltig, schien abgenutzt und einfach zu alt. Aber seine Seele war noch nicht alt. Das war einer der Nachteile als Jahreszeitengeist in einen menschlichen Körper. Vor allem im Winter.
Als sich Larkam streckte, knackten seine Schultern, als wären sie eingerostet. Wie sehr freute er sich schon wieder auf den Frühling, wenn er wieder ein junger Bursche war und mit den Kindern aus dem Dorf spielen konnte. Das war ein Vergnügen. Aber bis dorthin dauerte es noch. Der Winter hatte erst angefangen. Außerdem gab es ja noch das Neujahrsfest. Der Mann erschauerte.
Schließlich trat er aus dem Haus, begutachtete den frischen Schnee und machte sich daran, zu dem Dorf hinabzusteigen. Die Menschen dort hielten ihn für einen Sonderling, aber sie akzeptierten ihn und waren freundlich zu ihm. Larkam hielt Ausschau nach Spuren von Wild. Bis es ihn plötzlich wie einen Blitz traf. Nun wusste er, warum er nicht richtig schlafen konnte: Seine Träume! Ständig sah er im Schlaf eine seltsame Person - eher mehr eine Silhouette von dieser - wie sie etwas tötete. Er bekam ein richtiges Déjà-vu Gefühl und erschauerte aufs Neue. Auch sein Körper gab nun merkliche Anzeichen von einer Veränderung vor. Irgendetwas in dieser Welt stimmte nicht, er kam nur nicht darauf, was es sein könnte.
Betrübt ging er in das Dorf hinein. Zum Geschichten erzählen ist ihm gerade die Lust vergangen.
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Elenya
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Elenya »

Kylina seufzte. Die Schneedecke hatte über Nacht noch gute zehn Zentimeter Neuschnee hinzubekommen, was das durchkommen wahrlich erschwerte. Wahrscheinlich würde es bald wieder schneien, dachte sie und sah zu den grauen Schneewolken hinauf, die sich auftürmten wie wütende Riesen mit dem Wunsch die Welt unter sich zu begraben. Schnell zog sie den pelzbesetzten Mantel enger, der Wind war bitter kalt und dennoch war es still, als würde keinerlei Leben hier existieren. Mit ihren dicken Fellstiefeln stapfte sie durch den jungfräulichen Schnee, der jedes Geräusch auf der Welt zu verschlucken schien.
Sie mochte den Winter nicht. Alles wirkte so leblos und kahl. Keine Vögel die singen, kein rauschendes Gras im Wind. Vielleicht lag es daran, das die alte Seele schon zu viele Winter erlebt hatte. Ihr Alter konnte man an dem jugendlichen Körper nicht messen, nur die gelben Augen verrieten hin und wieder das Wahre Alter ihres Inneren. Auf Reisen lernte man viel kennen, aber zu lange an einem Ort verweilen brachte sie nicht fertig, dafür war sie zu ruhelos. Bekanntschaften kommen, wie sie auch wider gehen. Die Gesellschaft ist nett so lange sie dauert, aber länger auch nicht.
Man erfuhr viele Interessante Dinge auf den Reisen, man bekam viel von der Welt zu sehen. Sowie einen Mann, der verwirrt im Schnee stand. Kylina blieb stehen und betrachtete ihn. Er passte nicht hierher, in der wonnenden weißen Masse wirkte er falsch, wie ein Fremdkörper. Langsam legte sie leicht den Kopf schief, als hätte sie dann einen anderen Blick für die Dinge.
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Araklia
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Araklia »

Larkam drehte sich langsam zu ihr um. "Hörst du das auch...? Diese Klageschreie?", fragte er leise, ehe er wieder verstummte. "Nein, natürlich hörst du sie nicht. Wie denn auch? du bist kein Teil von uns." Er schüttelte den Kopf und strich sich über die nackten Arme. Ein Geist fror nicht, möge sein Gefäß noch so menschlich sein. "Was bringt dich hierher, Fremde? Hast du ein besonderers Vorliegen?", fragte er höflich und mit einen Lächeln wie es nur alte Leute haben können.
Es war kein einziges Geräusch zu hören. Nichteinmal ein Lüftchen hatte Lust dazu, die halbtoten Bäume zum Knarren zu bringen oder ein Tier aufzuschrecken. Selbst diese trostlosen Wolken am Himmel schienen für einen Moment die Luft angehalten zu haben ehe sie sich wieder trauten weiter zu schweben.
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Elenya
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Elenya »

Kylina blieb dort stehen als sie antwortete "Kein Teil von euch? Was meint ihr damit?" fragte sie mit einer sanften Glockenstimme "Ich bin nur eine Frau auf der durchreise, die hier ärztliche Versorgung und ihre Medizin anpreisen will." entgegnete sie und leise knirschte de Schnee unter ihren Schuhen als sie einen Schritt nach vorne tat. Prüfend sah sie sich um, doch sie hörte nichts, weder eine leichte zischen des Windes, noch ein Wehklagen.
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Araklia
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Araklia »

Er schüttelte den Kopf, sodass danach seine Haare wirr abstanden. "Du warst wohl noch nie in diesen Teil des Landes oder? Hier braucht niemand Medezin oder einen Arzt. Denn hier... lebt das Einhorn." Larkam schritt langsam auf sie zu. "Nein... du kommst nicht von hier, du stammst jenseits von hier... Dieses Gebiet und weit dahinter wird eine völlig neue Erfahrung für dich werden. Egal wie viel du schon erlebt und gesehen hast, man lernt nie aus. Man nennt mich Name des Hügels Larkam, aber Larkam tut es auch. Komm, bitte folge mir..."
Schon lief der scheinbar alte Mann los. Er ächzte ein wenig, der schnell gealterte Körper machte so seine Zicken. "Wenn du jemanden suchst, dem du helfen kannst, dann bist du hier richtig."
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Elenya
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Elenya »

Kylina zögerte bevor sie Lakam folgte. Sie hatte keinen Namen, ihr wurde nie einer gegeben, doch einen Namen zu haben war sehr populär und so gab sie sich selbst den Namen Kylina, den sie mal von einer Reise aufgeschnappt hatte. "Ich heiße Kylina, einfach nur Kylina." sagte sie und holte zu ihm auf "Von welchen Einhorn spracht ihr?"
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Araklia
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Araklia »

"Von den mächtigen Königseinhorn. Sagen berichten, dass es bisher noch nie jemand Lebendiges gesehen hat!", Larkam lief weiter und kam nun endlich vor dem Dorf an. "Dies ist Markar, Ort der Vergessenen. Kein sehr schöner Namen für so ein hübsches Dörfchen... Aber leider berechtigt. Ihr landen all die unsterblichen Seelen, die von den Menschen vergessen und aus ihren Herzen verbannt worden sind. Ich aber nich, ich hüte nur den Hügel Larkam.", meinte er und zeigte auf die scheinbar leblosen Häuser. Nichts regte sich, keiner dieser genannten Seelen war zu sehen.
"Nur jemand von dem Einhorn Auserwähltes kann sie sehen, sie hören. Wie lange warten sie schon auf die schicksalhafte Person... traurig, traurig..."
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Elenya
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Elenya »

Kylina hatte einen sanften Ausdruck auf ihren Gesicht und hörte zu ohne, dass man eine Gefühlsregung erkennen konnte. Vielleicht war es falsch, Larkam weiter anzustacheln indem sie noch mehr fragen stellte, doch sie war neugierig "Sagt Larkam was sind das für Wesen, die Vergessen wurden? Erzählt mir mehr, mein Guter."
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Araklia
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Araklia »

Er lächelte zufrieden. "Wie schön, dass du Fragen stellst... Sieh selbst.", meinte er und deutete in das Dorf. Langsam schoben sich die Wolken an der Sonne vorbei, die sofort ihre warmen und lebvollen Strahlen zur Erde sande. Langsam kehrte auch wieder Leben in die Umgebung, zaghaft und schüchtern zwischerten die Vögel ihre Lieder, im Unterholz knackte es, wahrscheinlich ein Reh.
Zuerst schien das Dorf so verlassen wie voher, aber ganz langsam, sodass man es kaum bemerken konnte, tauchten Gestalten auf. Anfangs erschienen sie etwas geisterhaft, nahmen aber immer mehr Form und Farbe an. Um Larkam und Kylina standen kleine Kinder die sie mit großen Augen ansahen, die älteren Personen gingen ihren Geschäften nach, so wie es sich in einen normalen Dorf gehörte.
"Sie sind Götter, Geister, Dämonen, Patronen, Unsterbliche eben - die keinen Platz mehr in eurer Welt gefunden haben. Hier verbringen sie den Rest der Zeit, die ihnen gegeben worden ist.", erklärte Larkam und nahm eines der Kinder auf die Schulter. "Seht, das ist Kylina. Seit nett zu ihr, sonst hole ich den Drachen!", die Kinder nickten ehrfürchtig, sprangen dann aber lachend davon. Ein kleines Mädchen nahm Kylinas Hand und sah sie mit den großen blutroten Augen an.
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Elenya
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Elenya »

Kylinas Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als sie dem Schauspiel aufmerksam zuschaute. "Ach und abgesehen von Einhörner gibt es nun auch Drachen?" fragte sie mehr, als dass die es feststsellte. Sie beobachtete die Kinder und lächelte das rotäugige Mädchen an "Und wer bist du Kleine?" fragte sie freundlich.
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Araklia
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Araklia »

Larkam nickte eifrig. "Natürlich! Es gibt auch Pegasi, Meerjungfrauen und all die Wesen, die für die Menschen zu Legenden, zu Geschichten geworden sind. Gorgonen, Ifrite, Zentauern, Feen, Elfen, Lindwürmer, ich kann den ganzen Tag so weiter machen." Auf seinem Gesicht spiegelte sich Trauer wieder, wobei alle Falten nach schlapp nach unten hingen und er noch älter wirkte. "Sie alle wurden aus den Geistern der Menschen verbannt. Selbst Mutter Natur. Deswegen leben wir hier, hinter den Hügel Larkam."
Das Mädchen sah den Alten an, lächelte aber wieder Kylina an. Dabei konnte man deutlich die spitzen Eckzähne sehen. "Mein Name ist Tajé-Era. Aber die meisten nennen mich einfach nur Tete."
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Elenya
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Elenya »

Kylinas war kein Mensch, das wusste sie, doch zu welcher Gattung oder Rasse sie genau gehörte vermochte sie nicht zu sagen und genau diese Tatsache ließ ihr lächeln verblassen. So viele verschiedene Wesen wurden bereits von den Menschen als Aberglaube abgetan. Was wäre denn, wenn ihre Rasse ebenfalls in Vergessenheit geraten ist und dies der einzige Grund war wieso die Reise sie hier her geführt hatte. Um genauso eine Geisterhafte Gestalt zu werden, wie diejenigen aus diesen Dorf. "wieso erzählt ihr mir all das?" fragte sie ernst und sorgenvoll.
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Araklia
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Araklia »

Larkam und Tete wechselten einen Blick. Schließlich erfasste der Alte wieder das Wort, wobei er ziemlich ehrfürchtig sie ansah. "Weil... niemand so wie du in dieses Dorf kommt. Alle, die hier sind, erschienen einfach eines Tages. Aber du... du hast den Weg selbst hierher gefunden. Ich weiß nicht, aber vielleicht..."
"Vielleicht bist du der Auserwählte des Einhorns. Vielleicht bist du in der Lage uns alle wieder einen Traum nach richigen Leben zu geben.", übernahm Tete und hatte nichts mehr von dem kleinen unschludigen Mädchen, sondern sah ernst wie jemand drein, der mehr als Juhnderte von Jahren alt war. Die Leute aus dem Dorf hielten inne, alle schauten sie an, schienen gerade wieder anzufangen zu hoffen.
"Weißt du... es ist nur nicht so, dass die Menschen uns einfach nur 'vergessen' haben. Denn wir haben aufgehört zu hoffen, wir haben gedacht, dass wir auch ohne die Menschen da sein könnten, so wie es auch am Anfang der Zeit war. Aber eigentlich... brauchen wir uns Gegenseitig, so hat es Mutter Natur einfach gemacht...", meinte Tete und schien weit in die Ferne zu schauen. Das blutrote ihrer Augen wurde langsam dunkler, bis es ein vollkommenes Schwarz war.
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Elenya
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Elenya »

Kylina seufzte ungläubig "Was ist denn mit den Einhorn über das ihr die ganze Zeit redet? Wieso hat es euch nicht gerettet?" fragte sie und schaute die kleine Tete an. Langsam ließ sie das schwere Gepäck, das sie bei sich trug in den Schnee sinken, der nun wie kleine Edelsteine in der Sonne funkelte "Verirrt sich denn nie eine Mensch in diese Stadt?"
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Araklia
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Re: Im Schatten des Einhorns

Beitrag von Araklia »

Larkam schüttelte den Kopf. "Menschen können hier nicht einmal hergelangen. Das ist ein Ort der Magie, hier hat alles seinen Ursprnge gefunden, was nicht menschlich ist. Hier beginnt unsere Reise und hier endet sie auch hier irgendwann. Und das Einhorn... Es ist kein Wesen, dass wir einordnen können. Man sagt, dass es mit Mutter Natur geboren worden ist. Ebenso wie der Phönix."
"Weißt du... Das Einhorn ist von uns nicht abhängig. Eigentlich könnte es ihm alles egal sein. Und dennoch... Würdest... würdest du dein vom Einhorn gegebene Schicksal annehmen und uns somit uns allen helfen?" Tete sah wieder zu ihr auf.
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