Drachenträume

[Araklia]

"...Drachen. Wir sind Drachen.", bemerkte Danny leise aber noch gut vernehmlich. "Ihr beide", er deutete auf den Schwarzen und Roten, "seid eine Art europäische Drachen. So wie man sie meistens kennt und sieht: Vier Beine, zwei Fledermaus artige Flügel, ein großes Maul voller Zähne." Er drehte den Kopf zu der blauen Fellwurst, "Du bist ein chinesischer Drache, zumindest schließe ich das daraus, dass du sie immer bei chinesischen Restaurants gesehen hast. Man nennt sie auch Lung oder Long...", in seinem Kopf hatte es mittlerweile einfach 'Klick' gemacht, als könnte er jetzt Erinnerungen und Daten abrufen, die vorher bei ihm verschlossen war. Es dämmerte ihm, dass der Unfall wohl auch ein paar Schäden in seinem Hirn hinterlassen hat und dies nun durch die leichte Amnesie sich zeigte.
"Und ich... soll wohl soetwas wie einen Wyvern darstellen..." Einen ziemlich hässlichen, wohlgemerkt..., dachte er sich seinen Satz zuende und schnaubte ein wenig enttäuscht. Die anderen sahen stark und elegant aus, er hingegen... wie ein dahergelaufener Zombie. Danny wollte sich die Augen zuhalten indem er die langen knochigen Hände darüberhielt, bemerkte aber, dass er immer noch sehen konnte. Was daran lag, dass er nur seine erste Augenpartie zugedeckt hatte. Mit zittrigen Händen begann er langsam seinen Schädel zu befühlen, den er als einzigstes nicht in seinen Blickwinkel bekommen konnte. Langsam aber sicher konnte er sich ein besseres Bild von sich machen.
Und langsam schien es ihm zu gefallen. Die anderen schienen mehr entsetzt und schockiert, wollen das wohl nicht wahrhaben. Aber seine devise lautete: Lieber ein hässliches Monster als tot. Wobei er das mit dem tot sein noch nicht ganz bestätigen konnte. Langsam setzte sich der knochige Wyvern auf - man konnte sehen, wie die herausstehenden Rippen sich bei jedem Atemzug zusammenzogen oder ausbreiteten, die seltsamen breiten Löcher unter seinen Armen wie ein Ventil auf- und zuklappten. Danny zupfte neugierig an seine grünen dursichtigen Flügemembranen. Sie waren wohl ziemlich dünn aber auch robust. Bei der nächsten Gelegenheit würde er ausprobieren, ob er mit diesen auch Fliegen konnte.

[Lucerias]

Innerhalb eines Sekundenbruchteils wuchtete sich Jenny wieder auf die Beine. „D R A C H E N??“ Wiederholte sie ungläubig. „Drachen… Hahaha. Also die mit Feuerspeien, Prinzessinnen entführen, gegen Ritter kämpfen und auf einem Haufen aus Gold schlafen? Hihihi… Das sind doch nur Märchen… Märchen, die man kleinen Kindern erzählt…“ So unmöglich sich das auch anhörte, was das Knochenmonster eben gesagt hatte, so konnte sie doch nicht abstreiten, dass etwas Wahres dran war. Vier Beine. Unwillkürlich wanderte Jennys Kopf nach unten. Das stimmte, zwei vorne, zwei hinten. Ein großes Maul voller Zähne. Doch, ja, das konnte sie ebenfalls bestätigen. Sogar eine Reihe Stacheln auf dem Rücken konnte sie vorweisen, und hatten die Drachen auf Bildern nicht auch immer solche spitzen Zacken auf dem Rücken? Zwei Fledermausartige Flügel. „Äh... F f f f flügel?“ Also waren diese merkwürdigen mit Haut überspannten Gestelle auf ihrem Rücken… Flügel? Jenny hätte ja alles Mögliche vermutet, nur das nicht. Mit einer seltsamen Verrenkung bog sie ihren langen Hals nach hinten, um die Flügel auf ihrem Rücken genau anzusehen. Also so sahen Flügel aus? Das musste sie doch gleich mal überprüfen! Vorsichtig fasste sie ein Ende des äußersten Flügelknochens und zog den Flügel so behutsam auseinander, als wäre er ein Schmetterling.
Es fühlte sich total merkwürdig an. Jenny spürte das leichte Pieksen der spitzen Zähne auf dem Flügel. Und den kühlen Wind, der über die Haut strich… Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass das Ding tatsächlich zu ihrem Körper gehörte.
Jedenfalls, als sie mühsam den ganzen Flügel entfaltet hatte, blieb ihr vor Erstaunen die Luft weg. Vorher hatte es ausgesehen, als wäre die Flugmembran mit Mehl bestäubt gewesen. Aber jetzt, wo sich die schwarze Haut straff zwischen den Knochen spannte, verwandelten sich die Punkte in ein funkelndes Meer aus Sternen. Jenny hatte keinen Zweifel daran, dass es Sterne darstellen sollten. Jetzt, wo das Licht der Sonne auf der anderen Seite durch die Haut hindurchschien, glitzerte und leuchtete jeder einzelne Fleck wie ein Stern am Abendhimmel. "Oh wie schön!" Begeistert drehte sie den Flügel hin und her, und ließ das Licht in jedem erdenklichen Winkel durch den Flügel hindurchscheinen. Jenny war so hingerissen von dem wundervollen Anblick, dass sie sogar die drei anderen Drachen vergas, die nur ein paar Meter weiter weg standen.

[Black Moonlight]

"Drachen ..." murrte Luca und schnaubte. Mit solch einem Fantasy-Gedöns konnte und wollte er nichts zu tun haben. Er wollte aufwachen und seinen gewohnten Tagesablauf im Labor starten. So wie er es gewöhnt war. Aufstehen, Fertig Machen, ins Labor fahren, Medikamente und Genmanipulationen testen. Doch bei der Bezeichnung der Drachenarten spitzte er die Ohren. *Also gibt es doch verschiedene Rassen ...* dachte er, verbannte diesen Gedanken aber sofort wieder. Er musste einfach Träumen! Drachen existierten nur in der Phantasie der Menschen und vielleicht in dem ein oder anderen Glaubenskreis ferner Kulturen.

Nach ein paar Momenten, in denen er geschwiegen und den schwarzgeflügelten Drachen beobachtet hatte, erhob er sich langsam. "Dann könnt ihr also Fliegen ..." meinte er, als ihm eine Barte vor der Nase herumschwebte. "Meine Fresse, diese Dinger regen mich auf!" fauchte er und pustete die Barte beiseite. Er betrachtete die Umgebung. "Also schön, belassen wir es mal dabei, dass wir Drachen sind ... und wie wir sehen gibt es verschiedene Rassen und Arten unter diesen Wesen ... aber eine Frage spukt mir schon im Kopf rum. Warum sind wir hier? Sieht viel zu Idyllisch aus ... mir gefällt diese Sache ganz und gar nicht" murrte er und seine Augen untersuchten die Umgebung weiterhin. *Man würde uns für verrückt erklären! Oder vielleicht bin ich schon Irre?* dachte er und schnaubte kurz.

[Araklia]

Danny beäugte die anderen Drachen eingehend. Okay, wenn das ihr alles nur eine Projektion seines Unterbewusstseins war, wie konnte er das zuordnen? Dieser chinesische Drache, der sich vorher als Luca vorgestellt hatte, schien sehr rational zu denken. Vielleicht war er soetwas wie seine vernünftige, überlegende Seite. Und dieser schwarze Drache, der nun wie ein Sternenhimmel aussah, war wohl mehr seine intuitive und emotionale Seite. Von dem roten Drachen konnte er bisher sich noch nicht ein Bild machen, war dieser doch bisher zu ruhig gewesen. Vielleicht sein ruhiger und starker Teil? Und was stellte er dann selbst dar?

"Die Erinnerungen... Das Hässliche... das Böse...", meinte er sehr leise und schmunzelte ein wenig. Gut, er war also der Schlechte unter seinen vier Projektionen seines Ichs. Er konnte damit leben. Aber was Luca da sagte, das war nicht ganz unwahr. Es war wirklich zu schön hier. Was wollte sein Unterbewusstsein ihm damit sagen? Gab es etwas zu sagen?
Der Wyvern richtete sich schnaubend auf, ihm schmerzte immer noch alles. Und ihm war es, als würde diese Schmerzen auch nicht verschwinden. "Wie wärs? Wir könnten uns ja erstmal ein wenig hier umsehen? Vielleicht finden wir ja was interessantes?", murrte er und stöhnte leise auf, als sein Rücken knackte. "Ich meine, hier nur herumzulümmeln und uns über unser Äußeres zu wundern oder zu meckern wird uns nicht weiterbringen."

[Black Moonlight]

Luca wuschelte durch seine Silbermähne, als Danny den Vorschlag machte, die Umgebung zu erkunden. "Wäre eine Idee ... besser wir finden den Grund heraus warum wir hier sind, bevor uns noch etwas anderes Findet, das uns nicht gefallen würde" murrte er und schaute in den Himmel. Ein kleiner Vogelschwarm flog gerade über sie hinweg.

Er hockte sich auf seine vier Buchstaben, ließ seinen Oberkörper und den Kopf aber in luftiger Höhe. *Eine Schlange in Denkerposition ... lachhaft* dachte er, während er überlegte, wie sie am besten die Gegend erkunden könnten. "Und was schlagt ihr vor, wie wir vorgehen sollten? Wir haben weder eine Karte noch sonst eine Ahnung von den Erdformationen hier ... geschweige denn von dem, was hier lebt" murrte er leise und ließ sich langsam auf den Rücken nieder, bevor er in den Himmel starrte.

[Lucerias]

Als sie ihren Flügel endlich zur Genüge bewundert und diesen mühsam wieder auf dem Rücken zusammengefaltet hatte, wagte sie es, wieder ein paar Schritte näherzukommen. „Warum bleiben wir nicht einfach hier und warten, bis…“ *bis wir aus diesem komischen Traum aufwachen.* Obwohl sie inzwischen schon arge Zweifel hatte, das die ganze merkwürdige Situation nur bloße Einbildung war.

„Äh, vergesst was ich gesagt hab... Wie wäre es, wenn wir einfach, naja, loslaufen? Und gucken was es hier so gibt? Was soll schon schief gehen… Oder wir könnten nochmal auf den Hügel da raufklettern, vielleicht sieht man von da ja was?“ Jenny war jedenfalls nicht sehr epich darauf, nochmal auf den selben Hügel zu gehen, von dem sie vorhin erst unangenehm heruntergepurzelt war. Aber noch weniger gefiel ihr die Vorstellung, plötzlich ganz alleine an diesem seltsamen Ort zu sein. Denn wer konnte schon sagen, dass hier nicht noch schlimmere Gestalten als diese Drachen unterwegs waren? Bei der Gruppe schien es zumindest halbwegs sicher zu sein, auch wenn sich Jenny noch immer nicht so ganz wohl in ihrer Haut fühlte…

[Araklia]

Der knochige Drachen gab ein leises Summgeräusch von sich obwohl er eigentlich Knurren wollte. Der Gedanke eine Erhöhung - okay, es war nur ein Hügel, aber dennoch - erklimmen zu müssen, mit den ganzen Schmerzen in den Gliedern, diesen seltsam langen Armen und kurzen Hinterläufen war Danny nicht ganz Recht.
"Wegen mir könnt ihr da hoch, ich geh da nicht rauf!", zischte er noch gut hörbar, "Wenn schon sehe ich mich hier unten um. Latscht hier da hoch, aber mir tut jeder Knochen weh." Hätte er doch nur gewusst, dass seine Art sich wahrscheinlich besser zum Klettern eignete als die der anderen. Aber schon drehte er sich um und stapfte ein wenig unbeholfen los.

Das Gras unter ihm roch intensiv, sogar vereinzelte Blumen konnte er herausriechen. Überhaupt schien er ganz starke oder sogar andere Sinnesfähigkeiten als ein Mensch nun zu besitzen. Obwohl er den anderen den knochigen Rücken zugewandt hatte, konnte er sie immer noch mit einem Auge beobachten. Die anderen scannten regelrecht seine Umgebung ab. Nach wie vor handelte es sich hier wohl um eine stinknormale Gegend, zumindest war dem dunkelblauen Drachen bisher nichts Ungewöhnliches aufgefallen.
Ein stechender Schmerz in der Brust ließ ihn verharren. Leicht keuchend setzte er sich wieder hin um sich auszuruhen. Weit war Danny ja nicht gekommen, befand er selbst resigniert. Irgendwie musste er lernen mit diesem Schmerzen umzugehen, sonst würde er wohl zu gar nichts bringen. Oder einfach zu langsam.
Neue Motivation durchströmte ihn, wie er es schon lange nicht mehr hatte. Hier gab es eine neue Aufgabe, ein neues Rätsel zu knacken - etwas, was ihn herausforderte. Es freute ihn und kurzerhand hatte er schon innerlich beschlossen gar nich mehr zurück zu wollen. Mit dem neuen Aussehen konnte er leben, immerhin musste er sich ja nicht dauernd selber ansehen. Ein wenig schuldbewusst drehte Danny dann aber doch den Kopf zu den anderen Drachen.
Diese... er ging mal davon aus, dass auch sie mal Menschen waren - diese Leute hatten vielleicht noch ein Leben das sie wollten. Er selber hatte ja wenig zu verlieren (der LKW hatte ihn schließlich frontal total erwischt) aber die andern hatten vielleicht Familie, enge Freunde die sich Sorgen machten. Ein Knoten namens Unwohlsein machte sich in seiner Magengegend breit. Seufzend beschloss er ihnen nach Kräften zu helfen solange er nicht selber groß gefährdet wurde. Der Wyvern war einfach doch nicht so egoistisch wie er selbst annahm um die anderen einfach links liegen zu lassen. Also suchten seine Augen weiterhin nach irgendwelchen Hinweisen die auf... irgendetwas was hier geschehen war hinweisten ohne die anderen Drachen aus den Augen zu lassen oder sich weiter zu entfernen.

[Lucerias]

„A-a-aber… ich wollte doch nur…“ Jenny schrumpfte in sich zusammen. Das war doch nur ein gut gemeinter Vorschlag gewesen. Es war doch nicht ihre Absicht gewesen, den Knochendrachen damit zu verärgern. „Ich wollte nicht…“ Plötzlich fühlte sich Jenny wieder wie ein kleines Mädchen. Ein kleines, hilfloses Mädchen, das sich soeben lächerlich gemacht hatte. Ängstlich blickte sie hin und her. Bestimmt würden gleich alle zu lachen anfangen, genau wie daheim... Alles was sie jetzt noch wollte war, weg. Ganz egal wohin. Hauptsache sie war allein. Und keiner da der sich über sie lustig machen konnte. Mit traurig herunterhängendem Kopf stapfte sie schließlich los.
Bei jedem Schritt schleiften die Spitzen dieser dämlichen Flügel über den Boden. So hübsch die vielleicht auch aussehen mochten, waren sie einfach nur noch nervtötend. Genauso wie dieser… Schwanz den sie die ganze Zeit hinter sich herziehen musste. Eigentlich nervte sie alles und verstärkte nur noch den Wunsch, in ihr gewohntes, stinklangweiliges Leben zurückzukehren. So sehr sie es in den vergangenen Monaten auch gehasst und verflucht hatte, jetzt kam ihr all das schöner und begehrenswerter vor als sie es sich jemals hätte vorstellen können...

Besonders weit kam Jenny auch nicht, da sie nach einigen Metern auf dem taubedeckten Gras mit allen Vieren von sich gestreckt ausrutschte und spektakulär auf der Nase landete. Dann blieb sie einfach da liegen, wo sie gelandet war und vergrub den Kopf unter den riesigen Pranken.

[Black Moonlight]

Luca beobachtete die leicht hitzige Konversation zwischen Danny und Jenny und seufzte kurz, ehe er sich zu den beiden bewegte. "Jetzt beruhigt Euch doch mal wieder ... es war bestimmt nicht böse von ihr gemeint, dass sie den Vorschlag gemacht hat, einen Hügel zu erklimmen. Ich persönlich wäre jedoch dafür, dass wir erst einmal in Richtung Wald gehen ... immerhin scheinst du ziemliche Schmerzen zu haben und ich denke nicht, dass wir in unserem unbeholfenen Zustand sehr gut klettern können ... geschweige denn Fliegen" sagte er und warf einen kurzen Blick auf die gigantischen Bäume, ehe er zu Jenny ging und seinen Kopf zu ihr herunterbeugte. "Steh auf ... es war ein guter Vorschlag, einen Aussichtspunkt zu suchen. Doch wir sollten erst einmal die Gegenden erkunden, auf denen wir schnell und gut vorankommen, ehe wir uns ans klettern oder fliegen machen ... wobei ich nicht glaube, dass ich nicht fliegen kann ô.ó" sagte er und wandte seine Aufmerksamkeit auf Danny. "Glaubst du, dass du laufen kannst? Oder sollen wir dich stützen?" fragte er, hatte jedoch keinen Ton des Mitgefühls in der Stimme. Er konnte sich vorstellen, dass Danny sich dumm vorkommen musste. Immerhin war er der einzige, der ein unattraktives Aussehen und immense Schmerzen abgekriegt hatte.

Er stupste Jennys Pranke mit seiner an und versuchte ein aufmunterndes Lächeln hin zu kriegen, was bei einem Drachen wahrscheinlich sehr bösartig aussehen musste. "Na komm Kleines, steh auf. Kein Grund jetzt den Kopf in den Sand zu stopfen und Trübsal zu blasen ... wir sollten schauen, dass wir schnell aus dieser Misere rauskommen ... oder zumindest einen Anhaltspunkt finden, um hier raus zu kommen" sagte er und stapfte langsam in Richtung Wald. Seine Klauen gruben sich tief in den weichen Erdboden und bewahrten ihn davor, aus zu rutschen. *Recht praktisch diese Krallen* dachte er, als er seinen Kopf in den Wald steckte und sich umschaute. "Scheint groß genug zu sein, dass wir durch passen ... die Bäume stehen hier recht weit auseinander" wandte er sich an die beiden und wartete, bis beide sich zu ihm gesellen würden. Alleine zu sein hatte ihm bisher nichts ausgemacht, doch in dieser Fremden Welt oder Dimension oder wo auch immer sie waren, war er doch froh, nicht allein sein zu müssen.

[Araklia]

Schon fast bereute Danny seine Entscheidung wieder und hätte am liebsten einfach wieder kehrt gemacht und davon gegangen. Aber stattdessen riss er sich zusammen und knurrte nur leise, so gut wie nicht hörbar, den Blauen an.
"Ich kann alleine laufen. Wofür habe ich denn sonst vier Füße?", brummte er und raffte sich zischend auf. Man konnte das Knacken von Knochen hören, als würde jemand über ein paar Gerippe spazieren - es klang nicht sonderlich gesund. Doch dem Wyvern entfuhr nur ein überraschtes "Ups" als er merkte, dass er sich gerade selbst den Arm ausgekugelt zu haben schien. Doch der ein besonderer Schmerz kam nicht mehr dazu. Ein wenig verwundert stützte er sich auf den ausgerenkten Arm, übte einmal feste Druck aus und mit einem weiteren Knacken war er wieder drin. "Wie praktisch", gestand er sich selber leise und bewegte vorsichtig die anderen Gliedmaßen. Jetzt waren keine Geräusche von berstenden Knochen von ihm zu hören.

Nachdenklich rieb er die Zähne aufeinander, als auch schon wieder das ekelige Geräusch zu vernehmen war. Für einen Moment hielt er inne. "Ich verstehe. Nur keine Ahnung wozu sowas gut sein soll...", bemerkte er für sich selber und sah Luca hinterher, der drauf und dran war in einen komplett fremden Wald zu stürmen.
"Hey, warte mal!", rief er ihm hinterher, wobei es mehr wie ein ungesundes Krächzen klang, woraufhin sich Danny erstmal räusperte. Schon tappste er dem Drachen etwas unbeholfener hinterher, rutschte hier und da ein wenig weg. Laufen war wohl nicht sonderlich die Stärke dieses Körpers. "Schon mal daran gedacht, dass wenn wir da durch passen, auch noch andere gefährliche Viecher in unserer Größe da herumstreunern könnte? Immerhin sind wir Drachen, es würde mich also nicht wundern wenn uns auch noch Feen, Kobolde oder sprechende Wildschweine auf der Nase herumtanzen!"

Danny atmete kurz durch, er zwar nicht die aller höflichste Person, aber wieder angegiftet zu werden hatte er auch keine Lust. Ein wenig ruhiger fuhr er fort: "Ich meine nur, dass wir in einem Wald nicht alles überblicken und uns zur Not nicht einmal richtig wehren können. Ja, wir passen durch, aber wenn wir uns umdrehen wollen?" Er hob ein wenig den länglichen Kopf und überblickte noch einmal das Gebiet zu beiden Seiten. "Wie wäre es, wenn wir erstmal am Waldrand entlang gehen? Vielleicht finden wir ein Fluss oder gleich zivilisiertes Leben."
Er bemerkte, dass sich sein Körper ebenfalls langsam zu beruhigen schien. Zwar spürte er immer noch einen gewissen Schmerz, aber es wurde immer erträglicher. Als würde sein Körper auf seine Stimmung und das Umfeld reagieren... Bestimmt waren daran diese knöchernen Auswüchse an seinem Rücken Schuld, dass er so sensibel auf alles mit Schmerz reagierte...

[Black Moonlight]

Luca ließ ein leises Schnauben von sich hören, als Danny so aus der Haut fuhr. "Nur mal ruhig mit den jungen Pferden ja? Kein Grund hier so rum zu fauchen" meinte er ruhig und entfernte sich wieder von dem Wald. "Natürlich ist mir bewusst, dass dort noch andere Kreaturen durchpassen doch bist du wirklich der Ansicht, dass es sprechende Wildschweine gibt?" murrte er ungläubig und stapfte am Waldrand entlang.

"Und zu deiner Ansicht, dass wir auf zivilisiertes Leben stoßen könnten ... wie sollen wir uns verhalten? Auf sie zuspazieren und mal freundlich "hallo hier sind wir" brüllen? Glaubst du ernsthaft dass, wenn es hier denn Menschen gibt, sie gerade freundlich auf uns reagieren? Ich meine ... sieh uns an! Wir sind Bestien! Schon in den uralten Mythen haben die Menschen die Drachen und andere Schlangenartige Wesen bis aufs äußerste gefürchtet und verflucht ... das beste Beispiel ist ja wohl die Schlange, die die Schuld trägt am angeblichen Rauswurf der Menschheit aus dem Garten Eden bla bla bla ..." sagte er und schnaubte erneut. "Ich will endlich aus diesem Scheiß hier raus" fügte er noch knurrend hinzu, doch das Knurren war eher an ihn selbst gerichtet. Er bemerkte, der er nervös auf und ab gegangen war, während er sich in Rage gesprochen hatte. Langsam blieb er stehen und seine Klauen bohrten sich automatisch wieder in die Tiefe Erde. *Instinkthandlungen ...* dachte er und schüttelte seinen langen Körper, doch bei ihm raschelte nur das silberne Fell.

[Lucerias]

„Okay…“ Jenny blieb dennoch auf ihrem Platz liegen und kämpfte die aufsteigende Furcht nieder.
Wenn man nichts mehr zu verlieren hatte, entfaltete man bekanntermaßen öfter den Mut, den man unter normalen Umständen niemals gehabt hätte. Und so ging es Jenny. In ihren Augen gab es nichts mehr, dass die jetzige Situation noch schlechter machen konnte.
Eine Weile lang beobachtete sie die Auseinandersetzung zwischen Luca und Dany. Doch dann wurde es ihr langsam zu bunt. Entschlossen stapfte sie auf die beiden zu. „Hört auf damit, alle beide.“ Sie hatte ohne es zu merken die Flügel gespreizt und sich selbst ein wenig aufgeplustert und wirkte so nun deutlich größer. Vielleicht sogar etwas bedrohlicher? Nur die dämliche Piepsstimme ruinierte den ganzen Auftritt. Jenny ignorierte das. „Wenn wir uns streiten, hilft uns das nicht weiter. Wald – nicht gut. Beim Orientieren wird uns das wohl nicht helfen. Und in Horrorfilmen sind die schlimmsten Monster auch im dunklen Wald… Wir sollten das lieber nicht ausprobieren…
Ich glaube, es wäre am sinnvollsten, alles auf eine Karte zu setzen. Die Idee mit dem ‚zivilisierten Leben‘ ist nicht so schlecht. Keiner von uns weiß, was hier abgeht. Richtig? Also lasst uns jemanden finden, der es weiß… Und wenns nur ein kleines Kaff ist… Oder ne Hütte… Oder ein sprechendes Wildschwein... Irgendjemand den wir fragen können.... Die werden wohl nicht überall Drachentöter stationiert haben... Weil wenn wir hier nur rumstehen und streiten werden wir nicht schlauer. Und haben wir was zu verlieren? Ich denke nicht...“ Und damit war es auch schon wieder vorbei mit ihrem Mut und sie schrumpfte auf Orginalgröße zurück. Nervös trat sie von einem Fuß auf den andern und starrte die anderen beiden an.

[Araklia]

Der Wyvern sah beide ein wenig schief an, legte dann aber den Kopf in den Nacken und fing an zu lachen. Das Lachen war rau und dunkel, die Lefzen soweit hochgezogen dass man die wenigen Zähne sehen konnten, die wohl doch sehr zum Knochenbrechen geeignet waren. Danny lachte nicht sehr lange, weil ihm schon bald die ganze Brust schmerzte. Aus Gewohnheit versuchte er sich mit der Hand über das Auge zu wischen (um die nicht vorhandenen Lachtränen wegzubekommen), fasste sich stattdessen nur in das vordere Auge. Der Schmerz durchzuckte ihn bis in die knöcherne Schwanzspitze, aber er hätte fast wieder einen Lachanfall bekommen.

"So lobe ich mir das, Nachtschwinge! Ich sehe schon, dass du wohl die Einzige bist, die mich weiter dazu anhält mit Herr Haargesicht zu arbeiten!", seine lange Zunge leckte einmal über die ganzen Lefzen, aber eigentlich war es mehr, dass er Luca eben jene herausstreckte. "Wir sind in der Tat Bestien. Für unsere Welt gesehen. Wie hier die Dinge laufen wissen wir nicht, immerhin können wir reden, oder?", meinte er erklärend, "Und außerdem waren nur Drachen wie ich und Nachtschwinge hier gefürchtet. In der östlichen Welt, wo man eher Vetreter deiner Rasse finden konnte, waren sie sogar vergöttert! Die welt besteht nicht nur aus Schwarz und weiß, versuch dich bitte vorher erst zu vergewissern was die Fakten angeht bevor du uns alle verfluchst, ja?" Zwar klang Danny äußerst spöttisch, aber scheinbar freundschaftlicher als vorher.
"Ich... werde auch versuchen mich ein wenig zurückzuhalten, okay? Aber wie du siehst hat es mich irgendwie am schlimmsten erwischt... Es tut mir Leid, wenn ich deswegen ein wenig giftig rüberkomme.", setzte er schnell versöhnlich hintenher mit einem breiten Grinsen, wobei das bei dem Drachen eher abartig wirkte. Aber immerhin wollte es sich Danny mit dem Langen nicht gleich verscherzen, es gab wahrscheinlich einen Grund warum sie schon zusammengetroffen sind und auch er hat bestimmt seine Stärken. Vorallem die körperliche Stärke die Danny selbst nicht zu besitzen schien.

"Aber dann sind wir uns ja einig, oder? Laufen wir am Wald entlang und... vielleicht finden wir auch etwas Essbares, ich habe gestern abend nichts mehr gegessen.", schon tappste der Wyvern unbeholfen los. Er war um einiges langsamer als die anderen beiden, aber noch wollte er sich nicht unterkriegen lassen. Irgendetwas Gutes musste auch dieser Körper hergeben können, Danny musste nur noch herausfinden was das war - ansonsten blieb ihm nur noch sein Verstand und Wissen.

[Black Moonlight]

Luca hielt es für das Beste über Dannys "Herr Haargesicht" nur kurz den gewaltigen Schädel zu schütteln und kurz zu schnauben, jedoch ansonsten zu schweigen. "Schön und gut, fassen wir zusammen: Wir wandern jetzt erst einmal durch die übersichtlichen Gegenden, um raus zu kriegen, ob es hier noch anderes gibt als wir ... und falls wir auf zivilisiertes Leben stoßen, fragen wir was hier abgeht" fasste er kurz für sich zusammen und setzte seinen langen Körper in Bewegung. *Es ist echt nicht leicht am Anfang mit diesem meterlangen Körper zu laufen ... aber wenn man sich daran gewöhnt hat, geht es ... vielleicht sind Longs eher zum Schwimmen geeignet als zum laufen* überlegte er und ließ seine Augen die Umgebung untersuchen. Er ging ein wenig entfernt von Jenny, damit sein langer schlangenartiger Körper ihr und Danny nicht im Weg war.

"Essbares klingt nicht schlecht" sagte er knapp, als Danny das Thema Essen anschnitt. Er wusste nicht einmal mehr, ob er am vorherigen Abend etwas außer der Kopfschmerztablette zu sich genommen hatte. Er war es gewohnt, wenig zu Essen und viel zu Arbeiten. *Der Mensch ist ein Gewohnheitstier* dachte er bitter und passte einen Moment nicht auf, woraufhin er mit einer Pranke abrutschte und mit einem stolzen Rummsen auf den Boden klatschte. "Und wieder voll auf die Schnauze ..." murmelte er und rappelte sich mühsam hoch, wobei sich sein mittleres Körperstück leicht nach oben bog. "Seid froh, dass ihr nicht so lang seid ... ist echt komisch, wieder auf die Beine zu kommen mit so einem Schlangenkörper" versuchte er zu scherzen, doch er ahnte, dass der Scherz im Sand verlaufen würde - Witze waren nicht gerade seine Stärke. Er wandte sich nach einem kurzen Moment des Schweigens scheinbar beiläufig an Danny. "Verzeih, dass ich eben so kränkend war ... Freundlichkeit ist nicht gerade meine gewohnte Umgangsform ..." murrte er. Es fiel ihm schwer, sich zu entschuldigen.

[Lucerias]

„Jenniffer…“ brummte sie leicht genervt. „Jenniffer ist mein Name. Oder auch Jenny, was euch besser gefällt.“ Dann biss sie sich aus Versehen auf die Zunge, stellte fest dass die vermaledeiten Zähne verdammt spitz waren und trottete lieber schweigend neben den anderen her. So langsam bekam sie den Bogen raus mit dem Laufen und sie musste nicht mehr die ganze Zeit auf ihre Füße schauen.

Bei der Erwähnung des Wortes „essbar“ musste sie unweigerlich an Krokodile in Tierdokus denken, die grade ihre Beute zerlegten. Und im Prinzip waren sie diesen Echsen gar nicht so unähnlich. Die riesigen Pranken und spitzen Zähne waren wohl nicht dafür gedacht, Früchte und Blätter zu fressen. Sondern für Fleisch… Schon allein bei dem Gedanken, rohes Fleisch runterzuwürgen (oder woher das Fleisch wohl kommen würde), wurde ihr schlecht.
„Ärg…“ Hektisch schüttelte Jenny den Kopf. Sie musste unbedingt dieses Bild wieder aus dem Kopf kriegen. Ganz schnell… Bevor sie anfing, ihr nicht vorhandenes Frühstück wiederzusehen... Mit einer Ablenkung?
„Ähm, darf ich euch was fragen?“, richtete sie die Piepsstimme an die andern Drachen. „Was habt ihr gemacht, bevor ihr hier gelandet seid? Gestern Abend? Ich weiß nicht, vielleicht finden wir ja einen Anhaltspunkt, eine Gemeinsamkeit, um den ganzen Mist hier aufzuklären?“