Tschamcha

Der Ursprung dieser Geschichten ist nicht eindeutig

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Sephranim
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Tschamcha

Beitrag von Sephranim »

- Tschamcha -


Akt 1


„Es knallt ganz leise.“
„Ich kann es kaum hören.“
„Ich frage mich, wer es sonst noch gehört hat.“
...


Mein Blick steigt auf. Hunderte Meter steil nach oben. Was ist dort ? Ich kann nur die raschelnden Schatten der Äste erkennen. Wer raschelt in ihnen ? Das kann ich nicht sehen. Es ist zu dunkel. Aber ich werde darüber nachdenken. Ich habe Zeit. Lächelnd erstrecke ich mich. Unter meinen Füßen knackst es leise, doch kaum einer mag es hören. Langsam schleiche ich vorwärts, streife das Moos mit meinen sanften Zehen, sodass es ein wenig kitzelt. Es entlockt mir ein flüchtiges Lachen, das in der Nacht schnell in einem dünnen Nebelfaden untertaucht. Ein wenig ist jetzt schon passiert und einiges steht noch bevor.
Mein behutsamer Weg führt mich über einen, Laub bedeckten Kiesweg, bis er schließlich an einer kleinen Böschung gabelt. Ich denke, ich wähle einfach den Weg geradeaus und klettere hinauf, auf das beschattete Grün. Und wenn ich es so ansehe, wirkt es in der Nacht sogar fast grau. Ich kann die Strukturen erkennen und ergreife diese. Die Böschung ist groß und robust, sodass ich über sie hinweg an den nächsten Stamm gelange. Vorsichtig strecke ich meinen Arm und lege die Hand an ihn. Er ist etwas feucht, regnen tut es allerdings nicht. Ich taste mich langsam heran und umschlinge den Baum mit meinen Armen, um die raue Rinde. Es kostet Kraft. Wieso kann ich nicht einfach aufsteigen ? Jeder Zentimeter hoch treibt mir den Schweiß auf die Stirn und nach drei Züge falle ich zurück in die Böschung. Meine Gedanken schwimmen in der Baumkrone. Ich will sie erreichen. Ich versuche es soeben noch einmal. Die Beine rutschen in das Geäst und ich verliere das Gleichgewicht. Der Zufall rettet mich und ich erwische einen Seitenast, an dem ich mich halten kann. Langsam stütze ich mich hoch und stoße mich ab, sodass ich schwungartig mit den Handflächen gegen denselben Stamm lande. Es hält. Ich hole kräftig Luft und komme näher, bis ich schließlich auch die Beine an den Stamm geholt habe. Kleine Unebenheiten in der Rinde, machen sich im Nachtlicht deutlich. Dort hinein setze ich meine Füße und es hält sogar. Nun kann es gehen. Ich hole aus und setze die Hände ein weites Stück höher an den Stamm an. Ich blicke auf und sehe, dass es recht hoch ist. Zug für Zug erklimme ich den Stamm, wobei ich viel Rinde herunterkratze. Ich atme schwer und gelange endlich an den ersten Zweig der Krone. Die letzte Kraft schwingt mich hoch und so sitze ich nun hier. Dort wo von unten mich nur noch wenige erkennen. Langsam ziehe ich Ast für Ast, über mich zur Seite und kann den Mond sehen. Umringt von einem kleinen Meer aus Sternen, die in den dunkelfarbig verschwommenen Wolken hängen. Ich denke über den leisen Knall von vorhin nach und versinke leicht. Doch schnell macht mich das Rascheln der Nachtaktiven wieder munter und ich klettere Ast für Ast höher. So hoch, dass ich schließlich auf der Krone sitze. Auf der Krone eines dieser endlos vielen Bäumen. Ich blick hoch und richte den rechten Feigefinger auf den Mond.

„Da will ich hin.“

Gedanken über mein Wesen versinken. Mein Ziel steht fest. Ich greife danach, aber es ist so fern. Langsam schließe ich für einen Moment die Augen. Jeder Beweis meines Bewusstseins schmilzt. Es fließt zu einem Meer aus einer violettes Flüssigkeit zusammen. Ein Ozean aus Gedanken. Langsam steigt eine gläserne Figur aus ihm empor und starrt mich an. Die Figur wirkt glänzend und rein. Und all die Flüssigkeit fließt von seinem Körper ab. Sie schaut. Deutet das Gesicht hoch. Ich folge ihr. Und öffne die Augen wieder.

Ich strecke die Arme hoch. Ich strecke meinen Körper empor. Der Wind ergreift meine Hand und zeiht mich hoch. Ein kleines Stückchen. Trägt er mich ? Meine Füße verlieren den Kontakt zur Baumkrone und ich blicke für einen Moment um mich. Schwarzen Grün. Ich richte den Kopf wieder hoch. Ich frage mich, wie ich schweben kann. Es beschäftigt mich und die Gedanken an den Knall versiegen. Ich weiß es nicht, aber ich komme höher. Ist es der Wunsch, mein Ziel zu erreichen ? Ich möchte den Mond sehen und kennen lernen. Er ist fern. Ich krümme den Zeigefinger in den Daumen, sodass es einen kleinen Kreis ergibt. So groß ist er jetzt von hier. Ich blicke durch den gekrümmten Finger. Langsam herab. Der Wald dort unten wirkt langsam kleiner. Ferner. Ich steige. Ich schließe die Augen und genieße die frische Luft, die immer wärmer zu werden scheint. Der Nebel trägt mich nicht, höchstens der Wind. Er weht viel Wind und man hört es sehr genau. Mein Körper fühlt sich feucht an.

Die gläserne Figur steigt herab in das Violette Tief. Eine kleine Stadt. Die Häuser alle aus Glas. Die Straßen, so rein. Die klare Übersicht lässt sie auf eine Ortschaft blicken, die fast wie ein Modell anmutet. So künstlich und fast schon falsch. Endlich stößt sie mit dem gestreckten linken Fuß auf eine Straße und lässt sich zögerlich hinab, bis sie mit beiden Beinen auf einer Stelle steht. Ein kleiner Rundumblick lässt sie sonderliches erkennen. Luftblasen steigen vom gläsernen Boden hoch und vergehen in der Höhe. Leicht nach vorne positioniert schnell bewegt sich die Figur durch die Straße, bis sie schließlich vor einem Baum ankommt, an dem ein Spiegel hängt. Das Glas ist heraus getrennt und liegt in Scherben auf dem Boden. Sie blickt herab und erschrickt lautlos über den Anblick. Farbe. Weltliches.

Ich schrecke die Augenlieder hoch und blicke hoch. Der Mond ist fern. Ich greife danach, es muss so unendlich weit sein, aber ich werde versuchen ihn zu erreichen....
Sekera

Beitrag von Sekera »

*sieht sephranim*Hi
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basti
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Beitrag von basti »

geht und sieht zwei leute*
Die Dunkelheit ist geduldig und gewinnt letztendlich immer.

Sie gewinnt immer weil sie überall ist denn das größte licht wirt den dunkelsten Schatten.
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Sephranim
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Beitrag von Sephranim »

Akt 2


Fern. So fern. Ich blicke herab. Mein Kopf senkt sich verzögert, als halte die Zeit dagegen. Unten schauen zwei Punkte zu mir hoch. Da ist jemand. Und doch so hoch. Ich steige weiter und suche. Den Arm gestreckt zu meinem Ziel. Ich werde es erreichen. Der Wind hat mich bereits umwickelt und zieht mich. Ich spüre seinen Griff sehr genau, wie er mich unter den Armen packt. Ein warmes Gefühl bläst durch das Haar. Meine Gedanken schweifen schnell von den Gestalten in der weltlichen Tiefe und allein das weite unermessliche All erweckt meine Aufmerksamkeit. Der Knall verstummt und meine Sinne sind betäubt. Ich steige.

Steige erschrocken. Was ist das ? Langsam erhebt sich die gläserne Figur und blickt verwundert um sich, ohne die Gesichtszüge zu verändern. Es rauscht. Wasser ist nahe. Viel Wasser. Langsam fängt sie an, sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen. Schneller. Ihr Unterkiefer klappt leicht herab. Ein kurzer Atemzug und sie stoppt plötzlich. Es erscheint still. Zögerlich dreht sie ihren Kopf zur Seite, sodass ihr Blick eine große Welle trifft, die genau hinter ihr, in der Zeit eingefroren scheint. Ihre Gedanken spielen verwirrt umher, doch bewegt sie sich nicht vom Fleck. Sie blickt genauer in das Wasserrelief hinein. Das Bild darin, in der Welle, es ähnelt der Prophezeiung des Bildes, dass der Spiegel in den Splittern gab. Ein Weg und mitten auf ihm steht ein Drache. Flammen steigen hoch aus seinem Körper, der mit dem Wasser verschwimmt. Es gibt keine klaren Konturen. Und doch ist das Bild fast wie echt. Ihr Atem setzt lange aus und nur langsam überschwemmen die Tropfen der schmelzenden Welle das Bild wieder zu einem Wirrwarr aus Wasser. Die Welle beginnt zu brechen und erst jetzt realisiert die Figur ihre Lage. Sehr schnell bewegt sie sich weiter. Sieht vorwärts auf eine Klippe. Sie rennt, schnellt vorwärts, während die Welle anfängt zu stürzen. Ein langer Schatten wirft sich über die Figur, die sich nun schützend die Arme vor den Körper hält. Es kracht und die Welle zerschellt machtvoll genau vor der gläsernen Figur, die am Ende der Klippe gestoppt war. Ein lautes Schauspiel aus Getöse und Tropfen ereignet sich genau vor der Figur und es dauert seine Zeit, bis die Gefahr endlich abebbt. Vorsichtig nimmt sie die Arme wieder herab und bückt sich, dem rechten Arm auf den Boden gestützt herab.

„Wasser“

Wolken ziehen auf und erste Tropfen regnen auf mich herab. Es ist ein warmer leichter Regen, der meinen Körper wäscht. Er stört nicht weiter, er verdeckt einzig die Sicht zum Mond. Doch schon bald werde ich die Atmosphäre durchbrechen und ihn immerwährend sehen. Ich sehe dem Himmel positiv entgegen und nicke innerlich stimmig.

Gemächlich richtet sich die Figur wieder auf und schaut auf den kleinen See, der sich vor ihr gebildet hat. Langsam schüttelt sie den Kopf und auch das letzte Nass, dass ihren Körper bedeckte springt zur Seite weg. Ihr Schritt wird langsam und vorsichtig bewegt sie sich durch die flache Wassermassen, ohne jede Ahnung, woher die Welle überhaupt kam. Das Wasser fühlt sich klar an, aber auch sehr warm. Vorsichtig streicht die Figur über ihre Wade. Doch plötzlich hält sie inne, als sie eine unebene Stelle spürt, die ihre Hand kratzt. Ihr Blick sinkt zum Wasserspiegel, wo sie auf einmal eine abgesplitterte Stelle an ihrem Bein entdeckt. Sie beginnt den Mund weit zu öffnen und kreischt. Kreischt laut. Das Echo erhallt die ganze Stadt und die Häuser erzittern. Nur mit Mühe halten sie es aus, bis die Figur ihr Getöse wieder abklingen lässt. Ihr Atem ist schnell und ihre Schritte durch das Nass schieben das Wasser gewaltsam an ihren Beinen vorbei zu den Seiten weg. Es dauert seine Zeit, doch schließlich verlässt sie das Wasser und steht nun wieder auf trocknem Boden. Vor zahlreichen Häusern, gläsern, wie sie selbst. Ihr Blick richtet sich schnell hoch, ihre Arme zugleich, als wolle sie abheben. Doch sie bleibt unten, senkt die Arme sehr zögerlich wieder und schüttelt den Kopf im Ansatz. Ihr Blick zu der Stadt vor sich verzerrt sich langsam. Sie hält sich den Kopf und sinkt auf die Knie. An den Häusern wurzeln plötzlich mit dumpfem Tönen Steine hoch und saugen das Glas in sich ein. Straßen, Bäume, alles was dort steht, transformiert sich plötzlich und nimmt die Gestalt von Weltlichem an. Wasser läuft über die Wange der Glasfigur und ein großer langer Schatten einer gewaltigen Klaue überdeckt den ganzen Ort. Es beginnt zu regnen. Es regnet Feuer. Noch bevor sich die Bäume fertig ausgebildet haben, fällt ein großer Schauer an Flammen herab, der scheinbar nichts zerstört, bis auf eines. Langsam erreicht das Feuer den Glaskörper, der sogleich beginnt zu schmelzen. Das Kreischen wiederholt sich. Doch nichts hilft mehr. Die Gestalt beginnt zu zerrinnen. Arme verflüssigen sich und ihre Beine tragen sie mit raschen Tempo in Richtung des Wassers, aus dem sie kam. Immer mehr versiegt ihr Körper, bis sie schließlich in das warme Nass hechtet und einzig einige Luftblasen übrig lässt. Ruckartig frisst sich der See von allen Seiten in das Land hinein, wie eine aggressive Säure. Das Spektakel dauert lange an und der, aus dem Boden quellende Stein und all das andere Material, dass noch immer das Glas verdrängt kämpft mühevoll gegen das Wasser an. Ein Beben entfacht und um das Wasser herum steigen Felsen aus dem Grund heraus, bis sie die Wassermassen endgültig in sich umringt haben. Erst jetzt klingt alles langsam ab und das Wasser beruhigt sich. Auch der Flammenregen verschwindet. Endlich ist alles wieder still und eine große weltliche Stadt steht direkt hinter dem eingekraterten Wasser. Ein hallendes Fauchen erfüllt die Atmosphäre in der nun auch die, aus dem Boden steigenden Luftblasen wieder erkenntlich werden.

Schneller immer schneller und endlich geschafft. Mit erhöhter Geschwindigkeit durchbreche ich endlich die irdische Atmosphäre. Kein Regen erreicht mich mehr und über mir nur noch ein Meer aus Sternen, über die der Mond zu thronen scheint. Wunderschön. Doch noch immer liegt das Ziel in unendlicher Ferne...

„Wieso schwebe ich ?“
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

Kalte Augen blicken in den Himmel und betrachten die schnell vorbeiziehenden Wolken.
Von fern tönte ein hohes Kreischen an meine Ohren, das meine Schaltkreise erzittern ließ. Erschrocken bedeckt ich meine Ohren mit den Händen um das Geräusch ein wenig zu dämpfen, wenn auch nur mit wenig Erfolg.
Wie eine Druckwelle kam Wind auf und ich musste doch etwas Kraft aufbieten um ruhig stehen bleiben zu können. Ich drehte mich in die Richtung aus der der Wind kam um mein Haar wurde mit der Luft mitgerissen.
Mein Blick veränderte sich nicht, als ich mit meinen Sensoren die Umgebung abtastete.
Dann begann ich zu laufen. Ich bewegte mich zielstrebig auf den Ort der vor mir lag zu, so wie man es mir einprogrammiert hatte.
Kaum ein Geräusch entstand unter meinen Füßen und die, die entstanden wurden vom Wind übertönt.
Ein weiteres Kreischen zwingt mich stehen zu bleiben. Meine Schaltkreise surren. Ich fühle es. Die Frequenz dieses Schreies ist nciht gut für meinen Körper. Noch ein paar mehr von dieser Sorte und ich würde eine Pause einlegen müssen, um mich zu regenerieren.

Dann herrscht apprupt Stille.
Totenstille.
Aus den Augenwinkeln nehme ich etwas wahr, dass meine Blick in den Himmel lenkt.
Seltsame kleine Lichter die gen Himmel steigen, bevor sie in der Atmosphäre verschwinden. Meine Sensoren arbeiten auf Hochtouren um zu analysieren was es ist.
Auch das hatte man mir einprogrammiert.
Ich bin erstaunt, als sich die Lichter bei genauerem Betrachten als Blasen herausstellen. Allerdings kann ich ihre Zusammensetzung nicht genau bestimmen. Es ärgert mich, denn allein zu so etwas wurde ich geschaffen.
Ein leises Seufzen entrinnt meinen kalten, künstlichen Lippen.
Ich forsche durch meine Menüs und aktiviere eine meiner Fähigkeiten, die ich so selten wie möglich benutzen sollte. Das zumindest hatten sie mir gesagt.
Schließlich war ich so gestaltet, dass ich unter Menschen nicht auffiel.
Ich spürte wie sich mein Rücken veränderte. Die variable Skelettstruktur formte zwei Schwingen. Es war nicht besonders angenehm, aber ich wolte unbedingt wissen, was dort oben schwebte.
Mein eigener Wissensdurst? Oder nur ein weiterer programmierter Befehl?
Ich breitete die Schwingen aus und stieß mich vom Boden ab.
Ich kam ihnen näher, deisen Blasen, die so seltsam zu leuchten schienen, doch ich kam nie nahe genug um sie zu berühren.
Ohne es zu merken stieg ich immer höher, bis ich merkte, dass die Blasen langsam schwanden.
Ohne es zu merken hatte ich die Atmosphäre durchquert und sah nun unter mir den Planeten, den ich gerade hinter mir gelassen hatte.
und um mich herum die Sterne.

Mein Herz pochte.
In weiter Ferne sah ich eine Siluette, doch war ich nicht fähig mich darauf zu zu bewegen. Die metallenen Flügel verschwanden und ich schwebte weiter bewegungslos.
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Sephranim
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Beitrag von Sephranim »

Akt 4


„Wasser...“
„Wasser...“
...
„ ...es ist überall. Ich bin so steif...“

Ich sah zu den Sternen und bewegte mich nur langsam weiter, als stünde ich schon seit Stunden immer an der gleichen Stelle, und doch verschluckte ich mit der Zeit Kilometer für Kilometer. Der Mond ist fern und keine Wolke trennt mehr meine Sicht. Ich strecke den Arm. Keinen Deut komme ich näher. Wie lang es wohl noch dauern wird ? Ein Jahr. Hundert Jahre. Die Ewigkeit ? Ich weiß nicht und ich bin froh es nicht zu wissen. Langsam treibe ich weiter...

Erster Wind weht. Kleine wurmartige Wesen tauchen aus dem Boden und kriechen über die Straßen. Alles leer. Nur diese primitiven Formen. Es klettern immer mehr aus dem Grund, der sich unter ihnen rasch zu einer Pfütze transformiert um die Würmer herauszulassen. Schnell darauf verfestigen sich diese Stellen wieder. Das Kreischen ist verstummt. Nur das Schlürfen der Kreaturen gibt neben dem Wind noch einen Ton ab. Alles scheint unter ihrer Herrschaft, doch plötzlich überfliegt wieder einmal ein großer, weiter Schatten den Ort. Lärm. Ein gewaltiger Knall zerreißt die ruhige Atmosphäre. Der Schatten bricht und fliegt wild umher. Die Stadt ist in Dunkelheit gehüllt. Es dauert jedoch nicht lange, bis der Schatten wieder abzieht. Noch bevor die Stadt dem Licht wieder freigegeben ist, ist am Himmel etwas größeres zu sehen. Es fliegt geradewegs auf einen Park zu. Es fliegt schnell. Sehr schnell, bis es schließlich erneut kraftvoll lärmt. Stille.

Einige Minuten später...

Man hört ein sehr nahes Schlürfen. Einer der Würmer kriecht von einem leicht unebenen Bordstein, in das Gras hinein, wo es sich den Weg durch zahlreiche Gräser bahnt. Sie muten fast wie hohe Bäume an. Doch das sieht sie nicht, denn ihr fehlt das Augenlicht. Oft brechen die Halme vor ihm ab und der Urwald zwingt das Würmchen immer wieder große Umwege in Kauf zu nehmen. Der Boden wird feuchter und es bebt leicht. Der Wurm stoppt und vor ihm bricht die Erde auf. Schnell ziehen sich seine Enden zusammen, und vor ihm durchbricht eine Luftblase die Erdkruste, die, einer Raumkapsel ähnelnd, mit unregelmäßiger Geschwindigkeit nach oben schwebt. Der Wurm zieht sich langsam wieder auseinander und macht einen Bogen um den tiefen Abgrund, mitten im Gras. Er bahnt sich den Weg weiter, bis ein fremdes Schlürfen zu vernehmen ist. Immer näher kommen sich die beiden sich ähnelnden Geräusche, bis das Gras, unweit unseres Wurmes beginnt, wie von selbst abzuknicken. Rasch bleibt der Wurm in seiner Länge liegen und rührt sich nicht mehr. Das fremde Schlürfen verstärkt sich. Und auf einmal ! Die beiden Würmer liegen sich genau gegenüber. Auch der zweite, der nun endlich sichtbar geworden ist, rührt sich nicht mehr. Das Gras um sie herum ist herunter gefällt. Beide ziehen ihr hinteres Ende an und rutschen zeitgleich ein Stück vorwärts über die bröckelige Erde. Erneut ziehen sie sich zusammen, bis sie sich schließlich treffen. Es scheint, als kriechen sie ineinander. Ein, vom Wind vorbei gewehtes saftig grünes Blatt weht vorbei und übertönt das eher unangenehme Geräusch der Würmer. Als die Sicht nun wieder klar ist, liegt nur noch ein Wurm dort. Allerdings mit einer zugenommenen Größe. Als er weiter kriecht scheint auch sein Tempo um einiges erhöht zusein. Und auch die Kraft, mit der er die Gräser bewältigt scheint erhöht. Rasch bewegt er sich vorwärts. Das geht eine ganze Weile so, bis er schließlich aus dem Gras heraus kommt und sich auf einer Fläche aus schwarzer Kreide wiederfindet. Er stoppt und vor ihm liegt etwas Riesiges.


„Ich weiß nicht, weshalb ich schwebe. Es ist einfach so.“

Noch immer treibe ich durch das All, mache mit den Armen mittlerweile rudernde Bewegungen. Ich weiß nicht, ob es so schneller geht, aber es macht mich freier und erfüllt mich mit dem Gefühl einfach alles tun und erreichen zu können. Die Luft ist dünn, aber das Atmen fällt nicht schwerer. Ich bin aufgeregt. Alles ist plötzlich so anders und tief im Herzen spüre ich, was hier geschieht. Ich lege meine Hand auf meine Brust, dort wo das Herz liegt und lasse mich wieder weiter treiben...

Ein anderer Wurm hält an, als er das Ende eines Astes, hoch auf einem Baum erreicht hat. Genau unter ihm liegt eine junge Frau, scheinbar bewusstlos auf der Erde, wobei der Grund, auf der sie liegt, mit schwarzer Kreide, wie ein Kreis geformt, gerahmt ist. Ihre Arme liegen gewinkelt neben ihr und das Haar verdeckt das Antlitz. Plötzlich schlägt der Wind eine harte Frucht, vielleicht eine Nuss, von dem Ast herunter, die genau auf das rechte Bein der menschlichen Gestalt fällt. Es klingt seltsam metallisch und die Nuss prallt an ihr ab. Mit hoher Geschwindigkeit feuert die Frucht auf den Wurm zu, der sich ängstlich zusammen gezogen noch immer auf der schwarzen Kreide befindet. Sie rast genau auf ihn zu. Doch noch ehe er zur Flucht antreten kann, bricht eine weitere Luftblase aus der mit Kreide bemalten Erde und steigt rasch auf, wobei sie die Bahn der Frucht kreuzt und sogleich zerplatzt. Ganz knapp verfälscht sich die Bahn der Frucht und sie knallt hinter den Wurm in das Gras, wie ein Komet in einen fremden Planeten. Kleine Risse bilden sich in der Erde, doch der Wurm ist gerettet. Alles scheint wieder ruhig in dieser Stadt, die neben dieser sonderbaren Frau nur von seltsamen Würmer bewohnt scheint...

Langsam öffne ich meine Augen wieder und werfe noch einmal einen Blick hoch zum Mond.
Sekera

Beitrag von Sekera »

(schreibt ihr geschichten oder n rpg?)
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

Akt 5


Ein leises Piepen meiner Sensoren lenkt meine Aufmerksamkeit ab, bringt sie zurück.
Etwas hat mich getroffen. Der Schlag hat leichte Vibrationen meiner Leitungsbahnen ausgelöst, die sich nun durch meinen gesamten Körper ziehen.


Ich sehe auf die Erde. Sehe etwas liegen. Bei genauerem Hinsehen erstarre ich. Ich bin dich hier, schwebe oberhalb der Atmosphäre. Wie kann ich gleichzeitig dort unten sein?
Körper und Geist getrennt?
Meine Augen verschmälern sich. Hat so etwas wie ich, ein Ding, das geschaffen wurde um anderen zu dienen, überhaupt einen Geist?
Solche Fragen waren es, weswegen sie mich damals „entsorgt“ haben.


Ich spüre etwas über meinen Körper kriechen. Über mein Bein, nahe des Knies. Es fühlt sich seltsam weich an, aber widerlich.
Dateien flackern über mein Blickfeld, als meine Sensoren versuchen, dieses etwas einzuordnen. Langsam nehme ich die Umgebung um meinen Körper war. Ich liege auf der Erde, in einem Kreis, aus schwarzer Kreide gezogen. Wie kommt mein Körper dorthin? Ich bin dich hier und nicht da. Ich bin doch einen anderen Weg gegangen.
Ich versuche meinem Körper näher zu kommen, doch irgendetwas hindert mich.
Meine Energieversorgung muss wohl einen Knacks bekommen haben.

Ich lasse einen Scan laufen. Nichts. Kein Fehler gefunden.
Ein Seufzen entweicht meinen künstlichen Lippen, als ich mich wieder den Gestirnen zuwende.
Der Mond. Er zieht mich an. Ich bewege mich auf ihn zu und vergesse die Gedanken an meinen Körper.


Derweil kriecht der Wurm höher an meinem Bein entlang. Solang bis einer der Arme vorschnellt und er in Plasma eingehüllt verbrennt. Noch eine Weile verharrt der Arm, meiner nun geistlosen Hülle, in dieser Position. Dann streckt er sich und meine Augen, halb von Haar verdeckt mustern ihn.
Ich sehe aus wie ein Mensch.
Mein Körper und meine Mimik sind perfekt nachgeahmt. Niemand würde mich erkennen.
Die andere Hand berührt sacht den erhobenen Arm.
Er fühlt sich menschlich an. Weiche Haut.
Langsam kratzen die Fingernägel darüber. Rote Streifen entstehen darauf. Doch kein Blut dringt aus den kleinen Wunden hervor.
Etwas, dass mich von ihnen unterscheidet.
Stattdessen läuft ein winziges Rinnsaal einer fast durchsichtigen, bläulichen Flüssigkeit den Arm hinab.

Der Wind weht stärker. Das Haar wird wild umher gezerrt. Ich spüre es, sehe es, meine Sensoren schlagen Alarm.
Doch alles wird ignoriert.
Mein Geist schwebt dem Mond entgegen.




(sekera: das ist ein richtiges rpg. man schreibt nich immer nur einen einzelnen satz.)
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Eternal Witness
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Beitrag von Eternal Witness »

(
Sharith hat geschrieben:
(sekera: das ist ein richtiges rpg. man schreibt nich immer nur einen einzelnen satz.)
Ist jetzt komplett OT und nicht gegen dich persönlich gerichtet, aber so eine Aussage kann ich nicht stehen lassen. RPG steht nur für RolePlayingGame, also Rollenspiel und definiert keine Längen der geschriebenen Texte, respektive der Beschreibung der Umgebung. Demnach kann ein RPG eben auch in verschiedenen Stilen angesetzt werden, zum einen gibt es Menschen die gerne sehr weit ausschweifen, also möglichst viel schreiben und andere die eben dieses nicht tun, dadurch kann ein rpg entweder eine ruhige Atmosphäre kreiieren oder durch kürzer geschriebene Aktionen eine gewisse Rasantheit übermitteln.
Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass es kein "richtiges" rpg gibt, es gibt nur eine Art zu Schreiben die einer Person gefällt, oder eben nicht gefällt. )
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Sephranim
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Beitrag von Sephranim »

Akt 6


Atemzüge. Laut und deutlich. Langsam öffne ich die Augen wieder. Es ist dunkel. Alles und überall. Ich erschüttere innerlich und fasse mir das Herz. Ich schaue mich um. Nirgends. Wo bin ich nur ? Tot ? Langsam aber sicher fangen meine Augen an, sich wieder an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen und erste leuchtende Punkte erscheinen um mich herum. Erst jetzt bemerke ich die weite blaue Oberfläche unter mir. Dort kam ich her. Ich blicke herab, doch fühle wenig Anreiz zurückzukehren. Mein Ziel ist dort oben. Der größte aller leuchtenden Punkte. Der Mond. Ich schaue, mich wieder beruhigend auf und nicke.

„Ich erinnere mich.“
„Mein Ziel ist sehr fern, aber ich habe Zeit, sehr viel Zeit.“

Ein leichtes Vibrieren. Kleine Ringe laufen vom Mittelpunkt der Oberfläche in alle Richtungen auseinander. Es wirkt wie normales Wasser, doch es ist schon seltsam. Immer wieder tauchen geflügelte Würmer aus dem Wasser empor, das noch immer von einem hohen Erdkrater umhüllt ist. Dabei muten sie sogar eher wie Schmetterlinge an. In alle Himmelsrichtungen verteilen sie sich und schmücken die verlassen wirkende Stadt. Unterdessen scheinen sich die Würmer einen geeigneten Lebensraum gesichert zu haben und erscheinen nur noch selten im Blickfeld der Stadt. Wind zieht auf und es ist sehr still. In der Ferne werden Schritte hörbar. Sie sind allein. Nichts stört dem gleichmäßigen Schritt. ...
Langsam fegt der Wind die schwarze Kreide vom Grund, wo zuletzt noch eine junge Frau gelegen hat. Der Platz wirkt verlassen und die Anzahl der aufsteigenden Bläschen wird immer geringer. Etwas verändert sich hier. Das Himmelsbild nimmt immer mehr eine natürliche hellblaue Farbe an.
Einer der Schmetterlinge steigt hoch und spannt seine Flügel. Der Wind trägt ihn hoch hinaus. Er überblickt die ganze Umgebung, bis hin zur Peripherie, in der sich die letzten Häuser in einer tristen Feldlandschaft verlieren. Straßen führen weit hinaus in eine Landschaft, die in die Unendlichkeit zu führen scheint. Sie weit die Sicht, so langsam kommt der Schmetterling voran. Der Blick durch seine Facettenaugen ist verpixelt und es macht es ihm schwer alle Details zu erkennen. Plötzlich fegt ein großer langer Schatten über seinen kleinen Leib hinweg und erzeugt einen so starker Luftzug, dass das kleine Insekt als seiner Flugbahn gerät. Wild umher geschleudert stürzt es leicht in die Tiefe, wobei es sich jedoch zuvor wieder fangen kann. Angestrengt ordnet der Schmetterling seine Flügel wieder und erkennt plötzlich ein paar Pixel, die sich rasch durch das sonst eher farblos blasse Bild bewegen. Es schnellt geradezu durch das Blickfeld, einen länglichen gräulichen Streifen entlang und hinterlässt ein unangenehm rasendes Geräusch. Eine leichte Brise und etwas Qualm steigt zu dem Schmetterling hoch, dem er schnell entflieht. Langsam schwindet er in der Ferne davon...

Ich bin in Gedanken verloren, obwohl ich doch so frei bin. Wie kommt es nur ? Ist es Langeweile ? Ich schaue sehr oft hoch und schätze ab, wie lange es wohl dauern wird. Häufig male ich mir aus, wie es auf dem Mond wohl aussehen mag. Ob es wirklich so leer ist ?

Es regnet mittlerweile. Das Rauschen der Tropfen klingt angenehm und das Prasseln auf den Asphalt zerstört die unheimlich vermeintliche Stille. Lange geschieht nichts. Doch nach und nach liegt etwas seltsames in der Luft. Es ist nicht der Wind oder die Insekten, die längst trockenen Unterschlupf in den Häusern und auch draußen an überdachten Plätzen gefunden haben. Nein. Erneut verflüssigt sich der Grund dieser Stadt an so manchen Stellen, doch diesmal sind die Stellen breiter und von einem seltsam kratzenden Atemgeräusch begleitet. Überall in der Stadt erscheinen diese Pfützen wirkenden Gebilde. Alles wird jedoch noch komischer, als einer der Würmer plötzlich realisiert, dass hinter ihm, in einer überdachten Sackgasse, zwischen zwei eng zusammenstehenden Wohnblöcken, eine schwarze Kreidensubstanz aus der Erde heraussteigt. Von Angst erfüllt, zieht er seine Enden so eng wie möglich zusammen. Der Kreidekreis scheint immer umfangreicher zu werden und ein buddelndes Geräusch ertönt aus dem versiegelten Untergrund. Plötzlich zieht es den Wurm mit einem kräftigen Druck auf den Asphalt. Wie festgenagelt liegt er dort und scheint immer mehr an Substanz zu verlieren, bis er schließlich komplett aufgesogen ist und nur noch seine Hülle zurückbleibt. Es kratzt und raschelt unter der Kreide und der Regen nimmt leicht zu...
Ein Zwicken in meinem rechten Handgelenk. Langsam schaue ich auf meinen Oberarm hinab und kratze ihn. Der Juckreiz ist jetzt weg. Ich richte meinen Blick wieder Richtung Mond...
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

Auf dem Planeten unter mir dämmert der morgen und ich entferne mich immer weiter von diesem geschehen. der mond wird größer vor mir ich kann allmälich einige einzelheiten erkennen. endlose kraterlandschaften scheinen sich dahin zu ziehen.

Ein Zucken durchfährtmich. ich erstarre, in der stille des raums schwebend.
Irgendetwas stimmt mit meinem Körper nicht.
Ich klinke mich in die Datanbanken ein.
Suche läuft.
Ein Fehler ist ausgeschlossen.
Suche weiter.
Physische Funktionen normal.

Ich seufze. Seltsam. So eine Fehlfunktion hatte ich noch nie.
Ich setze mich wiede rin Bewegung ohne darauf zu achten was unte rmir geschieht.
Es scheint etwas in großer Bewegung zu sein.
Mir fällt das Atmen immer schwerer.
Was war da los?
So schnell sollten meine Filter nicht verstopfen.
Ich muss meine Körper wohl mal gründlicher untersuchen sobald ich auf dem Mond bin.
Es sollte nicht schwer sein ihn dahin zu bekommen.


Ich beeile mich, meine Augen auf den Mond vor mir fixiert nähere ich mich ihm mit hoher Geschwindigkeit.
Obwohl er keine richtige Atmosphäre hat spüre ich doch Widerstand als ich mich der Oberfläche nähere.

Blackout.
All Systems shut down.
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Ðrake
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Beitrag von Ðrake »

(Ein sehr schönes Rollenspiel ich kann nur meine Hochachtung ausdrücken ihr könnt das wirklich gut meines erachtens :-) )
One mans trash is the next mans treaure
one mans pain is the next mans pleasure
one say infinity the next say forever
right now, get it together, man.
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Sephranim
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Beitrag von Sephranim »

Akt 8


Tage sind vergangen. Vielleicht sogar Wochen. Ich realisiere immer deutlicher, wie festgefahren ich bin. Ich komme meinem Ziel scheinbar keinen Deut näher oder ist etwa schon alles eingeleitet ? Immer wieder sehe ich mich um. Viele Sterne und noch viel mehr Dunkelheit sind in meinem Blickfeld. Und der Mond ...ja, der auch. Immer noch so klein und fern, wie zuletzt. Ich beobachte mich immer öfter dabei, wie ich die Augen schließe. Um die Wartezeit zu verkürzen ? ...ich fühle mich wohl, wieso sollte ich also ? Langsam senke ich den Kopf und halte inne. Der Weg ist noch lang.

" ... "

" ...Diese Pflanzen wirken seltsam. ...streben immer wieder in die Höhe, von schwerer Flüssigkeit gefaltet. Wo bin ich hier ?"

Der Tag ist angebrochen. Schmetterlinge fliegen umher. Vögel gehen auf Futtersuche und auf einem Baum sitzt ein Marder, der die Umgebung erkundet. Flora und Fauna sind mit dem Tag erwacht und erstrahlen glänzend. Der Himmel ist blau und wenige Wolken sitzen im der kräftig blauen Farbe. Die ganze Stadt scheint vor Energie zu strotzen und doch merkt man, dass die Lebewesen, von dem leicht abgeschiedenen See ausgehend, immer weiter abnehmen. Wie etwa ein Katzenpärchen, auf einem Felsen sitzend und, aneinanderkuschelnd, auf die glitzernde Seeoberfläche schauend. Leicher Wind fährt durch ihr Fell und fern auf der anderen Seite bemerken die beiden jemanden die Straße entlang schlendernd.

Ruhigen Schrittes bewegt er sich über den Fußgängerweg und steuert auf eine ferne Kreuzung zu. Sein Gang ist ohne jede Unruhe und seine Arme hängen sorglos seitlich der Brust herab. Erst jetzt, an dem Zebrastreifen bleibt er stehen und wartet, bis ein Auto vorbeigezogen ist. Die Straße ist nun frei und der jemand steuert weiter, in Richtung eines Wohnblocks zu, während er an der Häuserseite flüchtig ein paar Schaufenster anblickt. Doch das Interesse scheint eher der Spiegelung der Sonne in dem Glas zu gelten. Zögernd kommt er nun zum Stillstand und schaut diese schließlich mit beschattetem Blick an. Die davonsitzenden Wolken erlauben den Ausblick, die eine Blendung verhindern. Der Wind rauscht frisch und nach einem erfrischendem Atemzug nimm er den Arm wieder herunter und geht weiter. Langsam voranschreitend kommt er an einer seitlich gelegen, engen Gasse vorbei, ohne sie zu beachten und den Kreis aus schwarzer Kreide, der dort liegt, zu bemerken.
Ein paar Meter weiter schaut er sich schließlich noch einmal um, bevor er auf die andere Straßenseite wechselt. Dort angekommen steht er schließlich im Eingang zu einem Park und entspannt seine Flügel. Kraftlos den Schwenz leicht hin und her bewegend, streift er sich nun das Gehörn am Schädel, auf das eine Fliege platz gefunden hatte. Schnell schwindet diese nun in unbekannte Richtung davon und der jemand schreitet weiter direkt in den Park hinein, während über ihm ein weiteres Mal der große Schatten hinweg zieht...

Blasen steigen auf und platzen an der Oberfläche. Können nicht höher und ersticken vorzeitig. Langsam blickt die gläserne Figur hoch und kann den Schimmer der Sonne erahnen. Ihre Augen glänzen rötlich, fast gefährlich und doch völlig harmlos...

"so fern. Ob ich es wohl irgendwann erreiche ?... "

Das Bild hatte sich in meine Augen förmlich eingebrannt und mein Kopf zeigte immerzu auf das Ziel. Den Mond. Da ! Ich erschrak aus der träumerischen Starre, als etwas pfeilschnell vorbei zog. Enorm schnell auf den Mond zu. Ich war überrascht. Es mutete wie eine Person an. Oder doch nur Einbildung ? Ja. Es war Einbildung. Vielleicht eine Sternschnuppe oder so.. ich konnte es schon nicht mehr erkennen und steuerte wieder sorglos weiter .....und weiter....

Atemzüge. Lebenszeichen....
"Jeder Mensch hat die Chance neues Leben zu geben. Wenige glauben es mir. Noch weniger nutzen ihre Fähigkeiten. Und doch ist alles nur eine Frage des Maßstabs, den man sich setzt."
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Karasu
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Beitrag von Karasu »

AKt 9

Laut.
Es ist schrecklich laut in meinem Kopf.
Kann es so laut sein, auf einem toten Stück Gestein mitten im Weltall?

Warme Lüfte streichen durch das Haar, das sanft von hinen zerzaust wirst. Eine schlanke Gestalt steht zwischen den wuchernden Pflanzen und ein Paar dunkler Augen starrt hinauf in die Krone eines scheinbar uralten Baumes in dessen Blättern sich das Licht der Sonne bricht.
Doch keine Wärme erreicht sie.
Ein Seufzen entweicht den fein geschwungenen Lippen und dann wendet sie den Kopf ab. Der Wind wird stürmischer und reißt ihr Haar nach hinten, als sie geht. Gedankenverloren zupft sie eine Blüte von eienr Staude und nimmt sie mit sich, ohne den Schmerzensschrei der Pflanzen zu hören.

Dieses Kreischen hält an.
Reboot.
Systems reloaded.
Es dauert bis ich verstehe, das es nicht von hier sondern von jenem weit entfernten Planeten kommt von dem ich weggegangen- mir kommt das Wort geflohen in den Sinn- bin.
Es muss etwas sein, dass meinem Körper betrifft.
Ich linke mich ein.

Ich liege inmitten von Gras. Noch immer. Um mich herum tobt das Leben. Tiere und Pflanzen in einer Fülle die ich nicht kenne. Ich überlaste beinahe von wieder meinem CPU als ich sie zuordnen will. Ich habe so etwas noch nie erlebt. SIe scheinen neugierig zu sein.
Langsam richte ich mich auf und lege eine Hand an meinem Kopf. Meine Schaltkreise vibrieren und mein Schädel dröhnt.
Ich spüre etwas.
Ein kleines pelziges Tier beschnuppert meine andere Hand und sieht mich klug aus seinen schwarzen feuchten Augen an.
Es scheint keine Angst zu haben, als ich es vorsichtig in die Hand nehme und es mir näher betrachte. Mit der Neugier eines Kindes.
Es beginnt auf mir harum zu turnen und ich betrachte es amüsiert. Dann sehe ich in den Himmel. Wie kann es nur sein, dass ich zugleich hier und dort oben bin?

Ich beschließe es aufzugeben das herauszufinden. Ich lasse mich ins Gras fallen und betrachte die Natur um mich herum. Ich hatte noch nie so viel Leben gespürt.
Doch da war noch etwas anderes, dass ich nicht einordnen konnte. Weiter weg, eine ganze Weile entfernt von hier.

Eine andere Form von Leben.
My slashed heart dances, and I question in vain
I just want to be alone right now

.Love Me.

.Abandon Hope.
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Sephranim
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Beitrag von Sephranim »

Akt 10

"Eine andere Form von Leben."

Ich blicke weiterhin auf und spreche gedanklich zum Mond. Doch er erwidert nichts. Bleibt stumm wie ein Stein und fern, wie ein niemals erreichbarer Ort. Ich beginne daran zu zweifeln, ihn je zu erreichen und schaue abwärts. Schwarz. Gar nichts. Viel zu spät, kehrt zu machen. Außerdem bin ich entschlossen. Nein. Ich werde es schon noch schaffen.

...es ist lustig, an was du in deiner lage noch so denkst...

"Kind ?"
"Kind, was treibst du da ? Du bist in letzter Zeit immer so abwesend."
"Geht es dir nicht gut ?"

"Doch. Mir ...geht es gut... sehr gut sogar, Onkel.


Ich weiß nicht, wie es kommt und woher.. aber ich kann dem nicht folgen. Und das brauche ich wohl auch nicht. Es ist Geschwätz. Einzig und allein der Mond zählt. Er ist so schön. Ich will ihn sehen. Endlich dort sein...

Ein Knall...

Ich schrecke auf und rasch erinnere ich mich zurück. An den Knall in Wald, wo ich abhob. Da war auch so etwas. ... Blasen steigen auf und zerplatzen lautlos. Sie kommen nicht höher. Die Pflanzen schwingen immer noch. Vom Wasser geleitet. Die Arme nach oben gestrecktreckt sich die Figur hoch, ohne sich lösen zu können. Ewig gebannt ? Ihr Kiefer steht seit Stunden offen. Doch das Wasser schadet ihr nicht. Es scheint sie eher sogar zu stärken. Sie schließt die Augen und Fischartige Wesen schwimmen an ihrem glasigen Körper vorbei, sodass man sich von allen Seiten, durch die Figur hindurch sehen kann.

Es ist Mittag.

Endlich hat der Jemand auf einer Parkbank platz gefunden, neben einem weiteren Jemand. Unbesorgt beginnen die beiden Drachen ein Gespräch, das scheinbar eher belangloses Interesse an dem gegenseitigen Wohlergehen betrifft. Nichts außergewöhnliches einfach. Ab und an scheinen ein paar Drachen an den beiden vorbei zu schreiten. Einer mit einem Hund an der Leine. Einer auf dem Fahrrad. Und noch ein weiterer, der mit zwei Knopfkopfhörern in dem Gehör seiner Musik lauschend, vorbei zieht. Etwas weiter höher gesichtet, erscheint die Stadt nun schließlich voller Drachen, deren Gangart und Körperbau den von Menschen ähnelt und doch scheint kein einziger Mensch in dieser Stadt zu leben.
Die Sonne steht noch immer hoch oben und bescheint die glasigen Hochhäuser im Zentrum der Stadt. Vögel sitzen auf der höchsten Stelle und scheinen ein Nest gebaut zu haben. Brütend sitzt das Weibchen auf ihren Eiern und sieht sich um, während das Männchen abhebt, um Nahrung zu suchen. Es blickt sich um, mit jeder Zeit der Welt. Schaut über die ganze Stadt thronend und fixiert den Blick immer wieder auf den abseits liegenden See, dessen Oberfläche völlig unberührt scheint. Kein Laut entweicht von diesem Ort, hinter dem mittlerweile ein dichter Wald zu erkennen ist. Erst nach Minuten der Starre, sieht sich das Weibchen auch die anderen Himmelsrichtungen an und schaut auf die endlosen Straßenachsen, die in alle vier Richtungen aus die Stadt ins ewige Nichts führen. Selbst von dort oben ist es nicht möglich entlang den Straßen einen Nachbarsort zu erkennen. Überall nur ..."Land"
Endlich kommt das Männchen wieder, einen Wurm zwischen den Krallen haltend. Es gesellt sich nun zum Weibchen und versorgt es mit dem Fressen...

Ich träume. Es ist schön und man denkt an so vieles, was schon ist, was war und was werden könnte. Die Reise ist doch so lang und nichts stört mich. Gar nichts. Nichts. Nichts ist hier. Gar nichts. Es ist leer. Es ist...

Ich öffne die Augen und das Herz pocht. Kurz erschrecke ich vor mir selbst, doch der Blick zum Mond beruhigt mich wieder. Ich atme tief durch.

Ein leichtes Beben durchfährt die Stadt und die beiden Drachen erheben sich leicht verwundert von ihrer Bank, als sie die kleine Erschütterung durch ihr Horn fahren spüren. Kurz halten sie Inne und sehen zusammen auf den fernen See. Als käme die Erschütterung von dort...

"mach dir nur keine Sorgen um mich, ..ist alles in Ordnung."
"Jeder Mensch hat die Chance neues Leben zu geben. Wenige glauben es mir. Noch weniger nutzen ihre Fähigkeiten. Und doch ist alles nur eine Frage des Maßstabs, den man sich setzt."
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