Wintermond

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Moderator: Plexsus

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Yosemite
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Re: Wintermond

Beitrag von Yosemite »

Ippokratis wurde von Akara aus seinen Gedanken gerissen. Verwirrt blinzelte er in die Dunkelheit - dahin, wo er Akara vermutete. Er brauchte eine Weile, bis er ihre Bermerkungen und die darin liegende Schroffheit einordnen konnte. "Ich verstehe, ihr seid diejenige, die damals den Ärger mit dem Drachenrat hatte. Leider kenne ich keine Einzelheiten, nicht einmal einen Namen, wie ihr sicher erkannt habt." Eine kurzes Schweigen entstand. "Aber ihr irrt euch, was Triumphalis betrifft. Die alten Geschichten sind verschönert und haben kaum noch etwas mit den eigentlichen Geschehnissen zu tun. Triumphalis war ein Verbannter wie ihr, denn er handelte gegen den Rat, als er sich mit einigen von uns ins Benehmen setzte. Er war, wie auch in unserem Volk, einer der wenigen Klugen, die erkannt hatten, daß es für unsere beiden Völker kein Weiterbestehen geben würde, wenn dieser letzte und längste Krieg nicht bald enden würde."

Er pausierte kurz. "Mein Großvater führte die Verhandlungen auf unserer Seite. Als die Waffenstillstandsverhandlungen abgeschlossen waren merkten die meisten aus beiden Völkern, daß sie des fortgesetzten Kämpfens müde waren, und ergriffen die Chance auf Frieden. So wurden nach den Vereinbarungen auch die Geiseln ausgetauscht. Ich war damals ein Knabe von zarten zehn Dezenien, aber da ich der Enkel des Wortführers war, wurde ich zu Triumphalis dem Silbernen in Obhut gegeben. Ich habe viel von ihm gelernt - alles, was es zu diesen Zeiten über euer Volk zu wissen gab."
Zuletzt geändert von Yosemite am 11. Aug 2015 20:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Lucerias
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Re: Wintermond

Beitrag von Lucerias »

„Danke für die Geschichtsstunde“, knurrte sie genervt und zog ihre Krallen mit einem Quietschen über den Boden der Höhle. Also gut, er hielt sie tatsächlich für einen dummen Schlüpfling, dem gegenüber man mit seinem Wissen unbedingt angeben musste. Oh seht nur, ich bin von der Legende ausgebildet worden. Ich weiß alles. Ich hab ihn persönlich kennengelert... Fein. Schön für ihn.
„Was auch immer ihr euch jetzt von dem Alten erhofft.“ Einen Waffenstillstand mit dem Eis? Vollkommen lächerlich.
Die Drachin schnaubte. Es könnte sogar durchaus sein, dass der Zweibeiner älter war als sie – nur hatte das Zählen von Jahren für Akara ohnehin nie eine Rolle gespielt. Aber musste er sich deswegen unbedingt als Lehrer aufspielen?

Mit einem äußerst gereizten Fauchen erhob sie wieder das Wort. Da war noch etwas, das einer Klärung bedurfte. „Ihr wisst also über uns Bescheid, ja?“ Oder wollt mir das zumindest einreden.
„Gut, dann merkt Euch das hier: Noch ein Wort über mich und diese Geschichte mit dem Rat, und ich schwöre ich bringe Euch zum Schweigen.“ Das ging niemanden etwas an, weder ihn, noch sonst einen Außenstehenden! Und falls er wusste was gut für ihn war, sollte er auch nicht weiter nachbohren... Es war keine gute Idee, einen hungrigen Drachen zu provozieren. „Und nur zu eurer Information: Ich bin nicht verbannt worden. Ich bin gegangen. Und dabei belassen wir es.“
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Yosemite
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Re: Wintermond

Beitrag von Yosemite »

Ippokratis seufzte innerlich, ließ es Akara jedoch nicht hören. "Nun gut, ihr seid gegangen", sagte er nur noch zu der leidigen Geschichte, dann schwieg er. Wie sollte er nun weiter vorgehen? Er könnte die Hilfe des Drachen sehr gut gebrauchen, doch er hatte sein Vorhaben geäußert und sie hatte nichts dazu erwidert. Er hatte damals gelernt, daß man Drachen nicht offen fragte, sondern nur von seinen Plänen erzählte und diese dann von sich aus darauf eingingen, wenn sie Interesse daran hatte. Andererseits... Akara hatte wohl sehr lange allein gelebt. Er wußte nicht, wie früh sie sich schon von den anderen Drachen abgewandt hatte, und ob sie die normalen Verhaltensregeln der Drachen überhaupt gelernt hatte - oder aber ob sie sie grundsätzlich ablehnte, weil sie die anderen ihres Volkes so sehr zu hassen schien.

Er starrte schweigend eine Weile zu Akara hinüber, zumindest in die Richtung, aus der ihr Atem am lautesten zu hören war - ganz sicher war er sich nicht, da sich an den Felswänden jedes Geräusch vielfach brach. Sollte er es versuchen? Und wenn sie in diesem Fall doch so reagierten, wie er es über die Drachen gelernt hatte? Aber es war eigentlich egal - wenn er keine Hilfe bekam, würde er sowieso bald tot dort draußen in der Eiswüste liegen und vermutlich würde sie ihn auch dann auffressen. So sagte er schließlich leise: "Gestattet mir eine Frage: Würdet ihr mir helfen bei meinem Versuch die Magie zurückzubringen?"
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Lucerias
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Re: Wintermond

Beitrag von Lucerias »

Ach, auf einmal ist meine Hilfe gut genug, ja? Akara war durchaus mit diesem üblichen Drachen-Verhalten vertraut. Dass sie nichts zu Ippokratis' Vorhaben gesagt hatte lag schlicht und einfach daran, dass sie erstens keinerlei Interesse an diesem Plan hatte – jedenfalls, seit er mit seiner Bekanntschaft mit dem legendären Silberdrachen angegeben hatte. Und zweitens, dass sie es vollkommen lächerlich fand, ihm anzubieten, dass sie ihn auf seiner Reise begleiten durfte. Vielleicht mochten andere Drachen das so, aber Akara hasste es grundsätzlich, kleingebuckelt zu irgendjemandem hinzukommen – schlimmstenfalls noch jemand zweibeinigem – und etwas zu sagen wie: Oh, das hört sich ja ganz toll an... ich würde gern mitmachen, wenn du nichts dagegen hast... Wo waren sie denn?
Nein, wenn jemand Hilfe wollte sollte er sie bitten, und nicht anders herum. Wäre ja noch schöner. Sie war kein blauäugiger Schlüpfling mehr, der schüchtern zu Füßen der Großen kroch und sich über jeden Brocken Aufmerksamkeit freute, der ihm zugeworfen wurde.
Kalt und gleichgültig antwortete die Drachin nach einer Weile.
„Mein Interesse hält sich in Grenzen.“
Danach starrte sie ihn sehr lange schweigend an. Es war offensichtlich, dass er auch allein losziehen würde. Ich ehre deine Entschlossenheit. Aber du hast schließlich noch jemanden, den du damit zurückbringen kannst. Irgendwann später begann sie weiterzusprechen.
„Wobei das aber keinen Unterschied macht. Ich kann hierbleiben und warten bis mich der Frost holt, oder ich kann mich mit Euch nach draußen begeben, solange bis das Gleiche passiert.“ Sie gähnte einmal ausgiebig. „Also ja, ich werde mitkommen. Vorher muss ich mich aber dringend noch etwas ausruhen.“
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Yosemite
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Re: Wintermond

Beitrag von Yosemite »

Ippokratis´ innere Anspannung wich Erleichterung. Sie wollte also gefragt werden, das würde er sich für die Zukunft merken. "Ich fühle mich geehrt, daß ihr mich begleiten möchtet. Natürlich sollten wir uns noch etwas ausruhen, zumal es draußen ja auch noch dunkel ist. Ich weiß, für euch ist das kein Hinderungsgrund, für mich in dieser Magiewüste aber leider schon." Damit schwieg er. Er grübelte noch eine ganze Weile über das weitere Vorgehen nach, bevor er sich zur Ruhe begab.

Als er schließlich wieder erwachte fühlte er sich tatsächlich ausgeruht. Immer noch herrschte tiefste Dunkelheit in der Höhle und leider konnte er auch keine Magie dafür aufwenden, daß er im Dunkeln etwas sah - obwohl er merkte, daß sich seine Magiereserven minimal erholt hatten. Für ihn als durch und durch magisches Wesen war dieser Winter besonders schlimm. Er war ein Wesen der Magie, er bestand nur mit und durch sie. Er mußte etwas gegen das Verschwinden von ihr unternehmen, für sein Volk, für sich selbst, aber vor allem für Lysann.

Er horchte auf die Atemzüge des Drachen, ob diese noch sehr tief und ruhig waren, was darauf schließen ließ, daß Akara noch schlief.
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Lucerias
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Re: Wintermond

Beitrag von Lucerias »

Beim Aufwachen war Akara nicht mehr nur hungrig. Nein, stattdessen hatte sie ein Loch von der Größe der Himmelsklippe im Bauch. Sie musste dringend etwas Essbares finden. Hier unten roch es doch nach Beute... noch im Halbschlaf sabberte sie vor sich hin und reckte den Hals in die Richtung, aus der der verheißungsvolle Geruch kam. Erst als sie sich schon zum Zuschnappen anspannte, kam sie wieder zu Verstand und ihr Erinnerungsvermögen setzte wieder ein. Oh... dachte sie, peinlich berührt, und zog den Kopf wieder zurück. Gut dass der Zweibeiner hier unten nicht sehen konnte...
„Und? Habt ihr euch schon einen Plan überlegt, wie wir vorgehen sollen?“ Akara verschwendete keine Zeit mit Höflichkeitsfloskeln. Wozu auch? Sie mussten weiter und sie musste dringend auf die Jagd gehen... andernfalls würde irgendwann ihr Überlebensinstinkt stärker sein als ihr Verstand und ihr Gast würde nicht nur rein theoretisch essbar aussehen...
Bei dem Gedanken grummelte ihr Magen gut hörbar.
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Yosemite
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Re: Wintermond

Beitrag von Yosemite »

Für einen Moment glaubte Ippokratis, daß er den Atem des Drachen in seinem Gesicht spüren konnte. Verwundert streckte er einen Arm aus, konnte jedoch nichts vor sich spüren. Er schüttelte leicht den Kopf und zog die Hand wieder zurück.

Bei Akaras Frage nach seinem Plan seufzte er leise. Er ließ seine alten Höflichkeitsgebote fallen und beschloß, Akara gegenüber mehr oder weniger die Verhaltensregeln der Menschen anzuwenden. "Nun, wie es jetzt aussieht werde ich wohl zunächst die nächste Menschen- oder Elbensiedlung aufsuchen müssen, um meine Ausrüstung noch um einige Stücke zu ergänzen, die ich nicht bräuchte wäre Magie im normalen Maße vorhanden. Außerdem wäre es nützlich, für euch", er dachte an das laute Magengrummeln, daß er eben gehört hatte "und auch für mich, wenn wir noch einmal etwas zu Essen erlegen könnten. Für euch kann ich sowieso keinen ausreichenden Reiseproviant mitnehmen - jedenfalls nicht ohne die Magie - und ich möchte nach Möglichkeit so wenig wie möglich von dem wenigen, das ich dabeihabe, verlieren, bevor wir in vermutlich noch unwirtlichere Gegenden kommen als hier."

Er schwieg kurz, um sich seine Gedanken um das eigentliche Vorgehen noch einmal heraufzurufen. "Nun, natürlich weiß keiner was hier vorgeht. Aber da der Sturm, und mit ihm scheinbar auch dieser merkwürdige Winter, stets aus dem Norden zu uns kommt hatte ich vor, in dieser Richtung nach Hinweisen zu suchen, die uns helfen diesen endlosen Winter zu beenden."
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Lucerias
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Re: Wintermond

Beitrag von Lucerias »

Akara gab ein Brummen von sich, das man als Zustimmung deuten konnte.
„Gut. Die Zweibeiner schmecken zwar nicht besonders, aber was besseres wird es draußen wohl nicht geben.“
Sie wusste, dass er zwar etwas anderes gemeint hatte, aber das war ihr egal. Beute war Beute. Sollte er ruhig versuchen sie aufzuhalten, falls ihm ein paar dumme Menschen wichtig waren. Akara gehörte nicht zu den Drachen, die eine besondere Verbindung zu diesen Zweibeinern hatten.
Nicht mehr.

Die Drachin erhob sich und streckte sich wie eine Katze, die gerade aus einem Mittagsschläfchen aufgewacht war. Besonders ausgeruht fühlte sie sich aber nicht. „Nach Norden, ja“, meinte sie zustimmend. Gegen den Eiswind, hin zu immer mehr Schnee und Finsternis. Wie verlockend.
„Klingt logisch. Je schlimmer es draußen wird, desto näher müssten wir an der Quelle sein, oder nicht?“ Bei dem Gedanken war sie tatsächlich etwas neidisch darauf, dass sich Ippo - sie hatte gerade für sich beschlossen, diesen viel zu langen Namen zukünftig einfach abzukürzen - immerhin mit Fellen, Stoff und Ähnlichem ein bisschen vor der Kälte schützen konnte. So etwas in ihrer Größe aufzutreiben war unmöglich. Vielleicht war sie irgendwann dazu gezwungen, ihre letzten Magiereserven zu opfern, um nicht erbrämlich zu erfrieren. Du kannst mich leider nicht einfach ins Warme bringen, wenn ich zusammenbreche.
„Also, dann los. Das Wetter wird nicht besser.“
Damit begab sie sich in den Tunnel, der an die Oberfläche führte.
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Yosemite
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Re: Wintermond

Beitrag von Yosemite »

Ippokratis war es gleichgültig, ob sie einige Menschen oder Elben töten und fressen würde. Zum einen hatte er ebenfalls keine besondere Beziehung zu diesen und zum zweiten war er auf die Hilfe des Drachen angewiesen. Alle Menschen und Elben würden bald sowieso sterben, wenn sie keinen Ausweg aus dieser Winterhölle fanden. Genug von ihnen starben jetzt bereits an der Kälte. Auf ein paar mehr davon würde es nicht ankommen. Das Einzige, was er bei sich dachte war: `Es sind harte Zeiten.´ "Ich habe nur eine Bitte an euch: Solltet ihr ein Tier erlegen oder auch Menschen oder Elben, dann laßt mich erst das Fell abziehen beziehungsweise die Kleider ausziehen. Wir können damit momentan besseres anfangen als daß ihr diese Felle unverdaut wieder ausscheidet."

Er stand auf und legte Mantel und Ausrüstung wieder an. Er folgte ihr in den Tunnel hinaus, wobei er natürlich viel langsamer war als sie, da er sich erneut an der Wand entlang hinauftasten mußte, bis ein erster grauer Schimmer ihm wieder Sicht gab. Zunächst konnte er nur schemenhafte Umrisse erkennen, doch es wurde immer besser, je näher sie dem Höhlenausgang kamen. Es war tatsächlich hell und der Sturm hatte sich vorerst gelegt. Selbst der endlose Schneefall hatte eingehalten - es schien fast so als würde ihre Entscheidung, aufzubrechen und nach einer Lösung zu suchen, durch irgendetwas begrüßt. `Vielleicht wird unser Vorhaben von Mutter Natur selbst unterstützt. Auch sie wird sterben, falls der endlose Winter kein Ende findet, und es gibt keine größere Macht als ihre.´

Die für diese Zeiten günstigen Verhältnisse würde es ihm ermöglichen, deutlich weiter zu fliegen als bei seinem ersten Aufbruch. Sicherlich würde Akara ihn nur mitleidig belächeln, wenn ihm seine Kräfte ausgingen, doch er war nun einmal kein Drache. Er dachte noch einmal an den eigentlichen Beginn seiner Reise zurück und plötzlich schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf. `Sollte das Schicksal gewesen sein? Sollten an diesem Tag solch widrigen Verhältnisse geherrscht haben, damit ich Akara begegne und wir gemeinsam auf die Suche gehen?´ Jedenfalls war es erstaunlich, wie sehr sich die Witterungsverhältnisse seit ihrer Begegnung geändert hatten.
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Lucerias
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Re: Wintermond

Beitrag von Lucerias »

Na so was. Anscheinend hatten sie beide genau die fünf Minuten erwischt, in denen das Wetter nicht vollkommen unerträglich war. Akara kam überhaupt nicht in den Sinn, dass da eine höhere Macht dahinter stecken sollte. Wieso auch. Das war einfach nur Zufall und etwas Glück. Also los jetzt... bevor es wieder schlimmer wird... Die Drachin wollte schon starten, aber dann bemerkte sie die Abwesenheit von Ippokratis. Toll, der kroch noch durch den Tunnel und verschwendete wertvolle Zeit. Akara knurrte genervt. Ihre Schweifspitze zuckte unruhig hin und her und wirbelte dabei kleine Wolken aus Schnee auf. Wie lange dauerte das denn? Dass ihr zweibeiniger Anhang schon so viel Zeit vertrödelte, nur um durch den Tunnel zu navigieren, zerrte schon ziemlich an ihren Nerven. Da hatte sie sich ja was eingefangen.
Konnte er in der Luft überhaupt mit ihr mithalten?
Sollte er besser. Tragen werde ich ihn jedenfalls nicht.

Nachdem ihr Begleiter/ihr Klotz am Bein endlich draußen angekommen war, verlor Akara keinen Moment sondern katapultierte sich direkt mit einem Sprung und mächtigem Flügelschlag in die Luft. Eine Wolke aus Eis und Schnee stob dabei auf und hüllte den Höhleneingang und Ippokratis ein. Als sich die Sicht wieder klärte, kreiste die Drachin schon als ungeduldiger Fleck von der Größe eines Raubvogels am Himmel. Eine mehr als deutliche Aufforderung an Ippokratis, endlich seinen Hintern zu bewegen.
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Yosemite
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Re: Wintermond

Beitrag von Yosemite »

Als Ippokratis von der aufwirbelnden Schneewolke eingehüllt wurde, seufzte er leise. Was hatte dieser Drache nur für ein Problem? Wenn sie nicht vernünftig zusammenarbeiten würden, hätten sie nie eine Aussicht auf Erfolg. Sie würden beide noch oft genug aufeinander angewiesen sein, was sollte dieses Benehmen also. War sie durch ihre lange Einsamkeit derart verbittert geworden? Zum jetztigen Zeitpunkt gab er ihrer Mission wenig Erfolgschanchen, doch er hatte sich geschworen etwas zu unternehmen, notfalls auch auf sich gestellt. Er wußte nun zwar den Drachen über sich, aber er fühlte sich in keinster Weise gestärkt, da sie mehr gegen ihn arbeitete als mit ihm. Nun gut, also würde er sich vorerst so verhalten, als wäre er allein. Er würde sein Möglichstes geben und wenn das Akara nicht genug sein sollte, sollte sie eben allein weiterziehen oder zurück in ihre Höhle kriechen um dort genauso erbärmlich zu erstarren wie alle anderen.

Da man in dieser weißen Welt sowieso nur wenig Orientierung hatte, wartete er ab bis sich der gröbste Schneenebel gelegt hatte. Dann sprang er hoch und trug sich mit möglichst wenigen Flügelschlägen in die Höhe. Er fing auch nicht an zu kreisen da er wußte, daß seine rein körperliche Kraft ihm selbst bei gutem Wetter früh genug ausgehen würde, sondern orientierte sich kurz an markanten Landmarken, die er zu erkennen glaubte, und flog in die Richtung los, in der er die nächste Siedlung vermutete. Er machte so wenig kräftige Flügelschläge wie möglich und glitt so weit er konnte ohne größere Kraftanstrengung dahin. Es war deutlich, daß er seine Kräfte sparte und einteilte.
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Lucerias
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Re: Wintermond

Beitrag von Lucerias »

Durchaus löblich, dass sich der Kleine seine Kräfte einteilte. Dumm nur, dass das Reisen für Akara umso schwieriger wurde. Ippo war langsam, frustrierend langsam. Für die Drachin reichte ein Flügelschlag, wo er drei oder vier brauchte. Wenn sie ihr Tempo an seines anpasste, wurde sie durch ihr eigenes Gewicht und ihre Größe sofort nach unten gezogen, was sie dann wieder mit mehr Flügelschlägen ausgleichen musste. Langsam wie es vorwärts ging konnte sie auch kaum durch Gleitflug Energie sparen, ohne das Risiko einzugehen dabei abzustürzen. Dieses „in der Luft vorwärts kriechen“ war für Akara dadurch mindestens so anstrengend wie mit voller Geschwindigkeit zu fliegen. Nur würde sie da wenigstens vorwärts kommen...

Sie brummte leise und schaute unter sich, wo sich der geflügelte Zweibeiner abmühte. Sie hoffte, dass er so ungefähr wusste, wo sich hier draußen ein paar Menschen – oder was auch immer – herumtreiben konnten. Er war selbst ja auch fast einer... in gewisser Weise. Oder er fliegt einfach auf gut Glück in irgendeine Richtung... und ich hinterher wie ein treudoofer Schlüpfling.

Bis jetzt gab es nicht viel zu sehen. Weiß, weiß... eine Ansammlung dreieckiger Spitzen, die mit Eis umhüllt in der Sonne glitzerten. Vermutlich die Wipfel irgendwelcher Nadelbäume, welche das Eis verschluckt hatte... und sonst nichts, soweit das Auge reichte.

Ippo kam einfach nicht vorwärts. Warum war sie jetzt gleich nochmal mitgekommen? Die Erfolgsaussichten dieser Sache schienen sowieso verschwindend gering zu sein. Und wenn das so weiter ging, würden ihr noch vor ihm die Kräfte ausgehen. Die ersten Verkrampfungen in ihren Flügeln bemerkte sie jedenfalls schon. Sie war einfach kein kleines Vögelchen, das ohne Probleme auf der Stelle flattern konnte. Immernoch besser, als herumzuliegen und zu warten... oder nicht?Naja, möglicherweise.

So ging es eine ganze Zeit lang weiter (wobei sich Akara sehr wunderte, dass noch kein Schneesturm eingesetzt hatte) und ihre Flügel sowie auch der Rest ihres Körpers vekrampften in der Kälte immer mehr. Allerdings war die Drachin viel zu stolz, um um eine Pause zu bitten, ihn, einen Zweibeiner, wo war sie denn?! Nein, weiter. Ignorieren. Das war lächerlich.

Am Rand ihres Sichtfelds, zwischen einem Feld aus vereisten Baumspitzen, entdeckte sie etwas. Beinah wäre es ihr entgangen. Etwas schmales, dunkles. Nein, mehrere. Ein paar dünne Striche, die sich bewegten.
Zweibeiner. Drei oder vier an der Zahl.
„Da drüben“, meldete sie sich das erste Mal seit dem ganzen Flug bei ihrem Begleiter. Sie flog schon mal in entsprechende Richtung. Ja, ganz eindeutig Zweibeiner. Vielleicht könnten sie herausfinden, wo deren Unterschlupf war und sich dort einige Vorräte unter den Nagel reißen. Und wenn nicht hatte sie gerade etwas zu essen gefunden.
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