Die Dämonenjäger

[Yosemite]

Eric packte die drei normalen Pfeile in den Köcher auf seinem Rücken, die fünf mit den Edelsteinspitzen in den Köcher mit dem Deckel. Danach die drei Kästchen wieder in seine Satteltaschen. Da es nun dunkel wurde, nahm sich Eric zwei Stücke seines Trockenfleisches und bot auch Trisha zwei davon an.

[Lucerias]

Trisha starrte das Trockenfleisch in Erics Händen an, als wäre es vergiftet. War das schon wieder ein Vorwurf der Unfähigkeit, dass sie nicht mal in der Lage war sich selbst etwas zu Essen für unterwegs mitzunehmen? Oder nur ein Versuch, sich einzuschleimen? So oder so hatte sie kein Interesse. Wie deutlich sollte sie ihm denn noch mitteilen, dass sie nicht hier war um Höflichkeiten auszutauschen, sinnentleert zu plaudern, oder gleich seine neue beste Freundin zu werden? Er ist begriffsstutziger als ich dachte.
„Nein... danke“, brummte sie in genervtem Tonfall. Sehe ich aus wie ein Bettler? „Ich brauche keine Almosen.“

Wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen stand sie auf und ging zu ihrem Gepäck hinüber, wo sie aus einer Tasche etwas Brot und ein Stück Hartkäse hervorkramte. So langsam war sie mit ihrer Geduld wirklich am Ende. Die nächsten Worte fielen dementsprechend barsch aus.
„Seht ihr? Ich bin kein hilfloses kleines Mädchen. Also lasst mich in Ruhe.“
Mit einem weiteren genervten Knurren wandte sie sich ab. Sie hoffte inständig, dass sie die nächsten Dämonen bald finden würden. Keine Ahnung, wie lang sie diesen Unsinn noch ertragen konnte, ohne sich zwischendurch an irgendwas abzureagieren...

[Yosemite]

Eric zuckte nur mit den Schultern und packte die anderen beiden Stücke Trockenfleisch wieder ein. "Wie ihr wollt." Er aß sein Fleisch und sah Trisha dabei hin und wieder an. `Vielleicht sind Frauen für diese Art von "Arbeit" doch zu empfindam.´ Danach richtete er sich ein Nachtlager und legte sich, ohne sich um Trishas Anwesenheit zu kümmern, zur Ruhe.

[Lucerias]

Grimmig schweigend widmete sich Trisha ihrem eigenen Essen und starrte noch eine Weile grübelnd in die Dunkelheit, ehe sie sich ebenfalls zum Schlafen hinlegte. Unruhig wie sie war, wurde es für sie jedoch eine ziemlich lange Nacht.

[Yosemite]

Beim ersten Morgengrauen erwachte Eric und stand auf. Er ging zu einem nahegelegenen Bach, um seinen Wasserschlauch zu füllen und sich ein wenig über das Gesicht zu waschen. Bis auf sein normales Kurzschwert ließ er all seine Habe im Lager.

[Lucerias]

Trisha brummte missmutig und wälzte sich eine Weile von einer Seite auf die andere. Änderte nichts daran, dass es einfach schon zu hell geworden war. Sie rieb sich die Augen und grummelte etwas unverständliches. So schlecht wie heute hatte sie schon lang nicht mehr geschlafen.
Und der Grund dafür war... Sie betrachtete leicht ratlos das zweite Pferd und die ganzen Sachen in unmittelbarer Nähe. Es dauerte einen Moment, bis ihr Erinnerungsvermögen wieder einsetzte. Stimmt ja. Bin ja jetzt nicht mehr... allein unterwegs. Obwohl, doch. Erics Nachtlager war leer und in der Umgebung entdeckte sie ihn auch nicht.
Hat er sich in der Nähe verkrochen, um mich zu beobachten?
Da war es doch schon wieder. Dieser Verfolgungswahn.
Genau darüber hatte sie doch die letzte Nacht nachgedacht. Vielleicht tat sie Eric ja doch Unrecht mit ihrem Verhalten... so ein bisschen jedenfalls. Er war nicht derjenige gewesen, der sie damals hinterhältig verraten hatte. Kann aber alles noch werden... Nein, Schluss damit.
Denk an die Geschichte mit Nevyr. Soll ich es ihm danken, indem ich so weitermache wie bisher? Wäre ER damit einverstanden? Eigentlich nicht. Kurz meinte sie zu glauben, dass die Runen ihres Dolchs ein schwaches magisches Flackern von sich gaben, aber das war natürlich Unsinn und sie schob es auf ihre Übermüdung.
Also schön... und jetzt? Irgendwas musste sie wohl sagen, irgendeine Entschuldigung oder eine Erklärung für gestern Abend, aber Fakt war, sie hatte keine. Abgesehen davon wie peinlich das wäre, jetzt reumütig zurück gekrochen zu kommen und um Verzeihung zu betteln...
Trisha seufzte und schüttelte kaum merklich den Kopf. So weit kommt's noch.
Vielleicht aber ein klein bisschen weniger abweisend sein, mal zur Abwechslung...
War da nicht schon wieder ein magisches Flackern gewesen? ...
Nein, verdammt! Das war Einbildung, nichts weiter!
Ich war zu lange alleine... meine Gesprächsfähigkeiten sind ziemlich eingerostet... Oh, und da scheint noch was anderes nicht mit mir zu stimmen. Ich bilde mir unmögliche Sachen ein...
Langsam stand sie auf, strecke sich kurz und machte sich daran, ihr Pferd zu satteln und ihr Gepäck wieder aufzuladen. So konnte sie immerhin nach außen den Eindruck erwecken, als hätte sie alles im Griff.

[Yosemite]

Nach kurzer Zeit kam Eric wieder ins Lager zurück, die Kapuze zurückgeschlagen und das Gesichtstuch heruntergezogen, so daß seine häßliche Narbe freilag. Sein hellblondes kurzgeschnittenes Haar trof noch vom kalten Wasser des Baches, in dem er sich ausgiebig gewaschen hatte. Als er sah, daß Trisha inzwischen aufgestanden war, sagte er freundlich: "Guten Morgen. Habt ihr gut geschlafen?" Er begann dann ebenfalls, sein Nachtlager abzubrechen und sein Pferd zu satteln und zu beladen.

[Lucerias]

Trisha verdrehte die Augen, was Eric aber nicht sehen konnte, da sie dabei noch in Richtung ihres Pferdes schaute. Sehr witzig. Sehe ich so aus? Dann erinnerte sie sich daran, dass sie ja 'ein bisschen' netter sein wollte und riss sich wieder zusammen. „Morgen...“ antwortete sie mit noch immer leicht brummigem Tonfall und drehte sich zu Eric um. Sie war zwar nach wie vor nicht in der Lage – oder nicht willens – sich ein Lächeln ins Gesicht zu zwingen, aber ihr Ausdruck wirkte neutral bzw. ein gutes Stück weniger feindseilg als gestern. „Nicht wirklich... nein.“

[Yosemite]

Eric nickte langsam. "Ich kenne diese Nächte. Außerdem..." er schmunzelte leicht "... werdet ihr euch irgendwann an mich gewöhnen." Als er mit seiner Arbeit fertig war und auch die Waffen wieder umgelegt hatte, zog er die Kapuze wieder über den Kopf, ließ aber das Gesichtstuch noch unten. Stattdessen nahm er sich noch einen Streifen Trockenfleisch aus der Satteltasche und stieg dann auf sein Pferd. "Wollen wir?" Ohne eine Antwort abzuwarten ließ er seinen Hengst antraben und schlug erneut die Richtung ein, der sie schon am vergangenen Tage gefolgt waren.

[Lucerias]

„Hm“, meinte sie nur und es klang nicht unbedingt nach Zustimmung. Eric war schon zu weit weg, um es zu hören. Wir werden sehen. Falls es nicht vorher einen berufsbedingten Unfall gab... schon wieder. Sie schüttelte ganz leicht den Kopf und schwang sich ebenfalls in den Sattel. Er scheint das aber wirklich zu glauben. Wo nahm Eric eigentlich diesen Optimismus her? Ach, vergiss es einfach. Trisha gab ihrem Wallach mit den Fersen einen Stoß in die Flanke und mit einem erschrockenen Hüpfer setzte sich das Tier in Bewegung. Als sie Eric schließlich eingeholt hatte, ging sie wieder zu einem langsameren Tempo über.

[Yosemite]

Eric behielt das pferdeschonende Tempo bei, bis am späten Nachmittag eine kleine Stadt in Sicht kam. Da hielt er an. Sein Gesichtstuch hatte er nach seinem Frühstück wieder hochgezogen. Er wandte sich an Trisha. "Nun heißt es sich umhören. Möchtest du mitkommen oder in einem Lager warten wie Ansgar damals?" Er merkte gar nicht, daß er angesichts ihrer ersten gemeinsamen Jagd zum "Du" gewechselt war wie mit Ansgar damals.

[Lucerias]

Stirnrunzelnd bemerkte Trisha die neue Anrede. Wann war sie zur Freundin befördert worden? Sicher nur ein Versehen, sie ging nicht weiter drauf ein, so lange sich das nicht häufte.
„Und mir das Getuschel und die gaffenden Blicke entgehen lassen? Das macht doch meinen ganzen Lebensinhalt aus...“ meinte sie mit einer Stimme, die nur so vor Sarkasmus triefte. Sie rollte mit den Augen. „Nein, im Ernst jetzt. Ich kriege dort sowieso nichts mit... weil sie entweder alle sofort die Flucht ergreifen oder wie die Waschweiber wilde Gerüchte zum Besten geben, während ihnen die Augen aus dem Kopf fallen.“ Und rate mal, welche Art von Gerüchten das wohl sein wird... Nein, es war besser, das Unvermeidliche nicht zu beschleunigen.
„Versucht ruhig euer Glück... ich bleibe hier. Und warte.“

[Yosemite]

Eric nickte einmal kurz und sagte: "Gut, ich komme dann wieder hierher zurück. Wenn ihr noch in der Nähe seid, werde ich euch finden." Er trieb sein Pferd an, das sich gar nicht so gerne von seinem Weggefährten trennte, und trabte auf die Stadt zu. Im Gegensatz zu Trisha bracht man ihm eine Mischung aus Furcht, aber auch respektvoller Bewunderung entgegen, was es ihm erlaubte, sich unter den `Normal´-Menschen zu bewegen. Dies lag daran, daß er in seiner langen Laufbahn schon viele Städte von der dunklen Bedrohung befreit hatte. Er hielt seinen Hengst vor dem Tor der Stadt an und klopfte mit der Faust hörbar dagegen.

[Lucerias]

Trisha stieg vom Pferd, band selbiges an und suchte sich eine ruhige Stelle unter den Bäumen. Im Schneidersitz nahm sie dort Platz. Da war immernoch diese seltsame Sache mit ihrem Dolch, der sie auf den Grund gehen musste...

Ein einzelner Bogenschütze erschien auf der Mauer. „Was wollt Ihr?“ rief er hinüber. Er klang ziemlich gereizt, als hätte er schon seit längerem keine ruhige Minute mehr gehabt. „Habt Ihr nicht gehört, dass die ganze Stadt abgeriegelt ist, seit irgendein Bastard eine Horde Dämonen auf die Bauernhöfe losgelassen hat? Verschwindet lieber, solange Ihr noch dazu in der Lage seid.“

[Yosemite]

Eric hob den Kopf, so daß man sein vermummtes Gesicht sehen konnte. Von seiner freundlichen, offenen Art war nichts mehr geblieben, der Ausdruck seiner Augen war kalt und er wirkte dadurch gefährlich. Man sollte den Bauern ihre Angst lassen, wie er schon einmal gesagt hatte. Mit düsterer Stimme sagte er: "Deswegen bin ich hier. Laßt mich ein. Wenn der Lohn zugesagt ist, werde ich euch von euren Dämonen befreien."